Bethmann-Hollweg

[687] Bethmann-Hollweg, Moritz August v. B.-H., geb. 10. April 1795 in Frankfurt, studirte, nachdem er die Schweiz u. Italien unter K. Ritters Führung bereist, 1813 in Göttingen u. Berlin die Rechte. Als Schüler Hugo's u. v. Savigny's wandte er sich bes. der historischen Jurisprudenz zu. Als 1816 die Institutionen des Gajus durch Niebuhr in Verona entdeckt worden waren u. im Auftrag der Berliner Akademie Göschen zur Entzifferung derselben abgesendet wurde, schloß sich B. diesem an, um an dieser Entzifferung Theil zu nehmen. Er habilitirte sich 1819 zu Berlin als Privatdocent u. ward 1820 außerordentlicher, 1823 ordentlicher Professor der Rechte daselbst. 1829 ward er in gleicher Eigenschaft nach Bonn versetzt u. hier 1840 nobilitirt. Im Jahre 1842 legte er seine Professur nieder u. übernahm das Curatorium der Universität, welches er bis 1845 verwaltete, u. wurde Mitglied des Staatsraths. 1846 nahm er als Deputirter der Rheinischen Provinzialsynode an der Generalsynode Theil; 1849 trat er zunächst in die erste Kammer, später in die zweite Kammer als Mitglied ein u. begründete hier in Gemeinschaft mit dem Grafen Pourtales u. A. eine eigene Partei, die sogenannte altpreußische, welche auf Grund der geschichtlichen Verhältnisse Preußens eine Weiterentwickelung des Staatslebens anstrebt u. den kirchlichen Bestrebungen auf politischem Gebiete, entschieden abhold ist. Zu diesem Zwecke wurde von ihm u.a. auch ein eigenes Parteiorgan, das Preußische Wochenblatt, in das Leben gerufen. B.-H. gehört zu den bedeutendsten rheinischen Grundbesitzern; er ist der Besitzer des Schlosses Rheineck bei Andernach, welches er 1832 im Rundbogenstyl neu aufführen u. im Innern durch Fresken u. Sculpturen ausschmücken ließ. Er schr.: Grundriß des Civilprocesses, 3. Aufl., Bonn 1832; Versuche über einzelne Theile der Theorie des Civilprocesses, Berlin 1827; Gerichtsverfassung u. Proceß des sinkenden römischen Reichs, Bonn 1834; Ursprung der lombardischen Städtefreiheit, Bonn 1846.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 2. Altenburg 1857, S. 687.
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