Buquoi

[465] Buquoi (spr. Bükkoa), altes, ursprünglich französisches, aus dem Hause Longueval stammendes Geschlecht, welches früher das Obererbjägermeisteramt in der Grafschaft Artois besaß, 1566 von dem König Philipp II. von Spanien in den Grafen- u. 1688 vom König Karl II. in den niederländischen Fürstenstand erhoben wurde; jetzt in Österreich angesessen u. der Katholischen Confession folgend. A) Die fürstliche Linie erlosch 1703 mit dem unbeerbt verstorbenen Fürsten Philipp Emanuel. B) Die gräfliche Linie ist begütert in Böhmen (auf 21,64 QM. u. in 264 Ortschaften 73,740 Ew.). Berühmt sind: 1) Karl Bonaventura de Longueval, Graf von B., geb. 1551 in den Niederlanden, nahm erst spanische, dann kaiserliche Dienste, führte 1618 aus den Niederlanden ein Heer gegen Böhmen, mußte sich aber mit Verlust zurückziehen, schlug mit Dampiere den Grafen von Mansfeld bei Budweis, zog sich an die Grenzen Böhmens, von da marschirte er gegen Bethlen Gabor, kehrte dann nach Böhmen zurück, half 1620 die Schlacht am Weißen Berge gewinnen, zog 1621 wieder gegen Bethlen Gabor u. blieb 10. Juli 1621 vor Neuhäusel bei einem Ausfalle; s. Dreißigjähriger Krieg. 2) Georg Franz Aug. de Longueval, Freiherr von Vaux, Graf von B., Sohn des Grafen Leopold Albert, geb. 1781 in Brüssel, studirte in Wien Mathematik, Physik u. Chemie, erbte 1803 vor seinem Oheim große Fideicommißgüter, bereiste Italien, die Schweiz u. Frankreich, lebte später den Wissenschaften u. der Ausbildung der Gewerbe auf seinen Gütern, u. that, indem er über diese u. die großen Fabriken auf ihnen die Oberaufsicht führte, viel zu ihrer Verbesserung. Aus seinen Glashütten ging das schönste Krystall- u. bunte Glas u. der von ihm erfundene Hyalith hervor. Nebst Villani u. seinem Schwiegersohn, Friedrich Grafen Deym, schloß er sich 1848 als eins der Häupter der czechischen Partei dem Juniaufstande in Prag an, wurde nach der Übergabe Prags verhaftet u. auf dem Hradschin gefangen gehalten; Ende Juli wieder frei gegeben, mußte er Prag verlassen u. zog sich auf Rothenhaus, eins seiner Schlösser, zurück. Er st. 19. April 1851 in Prag; war vermählt mit Grabiete, geb. Gräfin v. Rottenhan. Er schr.: Analytische Bestimmung des Gesetzes der virtuellen Geschwindigkeiten in mechanischer u. statistischer Hinsicht, Lpz. 1812; Theorie der Nationalwirthschaft, ebd. 1815; dazu als Nachtrag: Das nationalwirthschaftliche Princip, ebd. 1816–19; Skizzen zu einem Gesetzbuch der Natur, ebd. 1817; Die Fundamentalgesetze zu den Erscheinungen der Wärme etc., ebd. 1819 f.; Ideelle Verherrlichung des empirisch erfaßten Naturlebens, ebd. 1822, 2 Bde., 2. A. 1826; Anregungen für philosophisch-wissenschaftliche[465] Forschung u. dichterische Begeisterung, ebd. 1825, 2. A. 1828; Auswahl des leichter Aufzufassenden aus meinen philosophisch-wissenschaftlichen Schriften u. contemplativen Dichtungen, Prag 1825–27, 3 Bde. 3) Graf Georg, einziger Sohn des Vorigen, geb. 1814, folgte seinem Vater 1851 in den Familienbesitzungen; er ist vermählt seit 1847 mit Sophie, geb. Prinzessin v. Öttingen-Wallerstein (geb. 1829); sein Sohn Karl ist 1854 geboren.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 3. Altenburg 1857, S. 465-466.
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