Campanien

[603] Campanien, 1) im Alterthum (Campania), fruchtbare Landschaft (daher auch Regia Felix von den Römern gen.) Unteritaliens; erstreckte sich vom Liris bis zum Vorgebirge der Minerva, grenzte im NW. an Latium, SO. an Lucania, im NO. an Samnium, im S. an das Tyrrhenische Meer, welches an seiner Küste die beiden großen Busen Sinus Puteolanus (früher S. Cumanus) u. S. Paestanus bildet; das Land bildete eine Ebene, umschlossen von den Apenninen mit den weinreichen Bergen Massicus, Tifata, Taburnus, Vesuvius u. Gaurus; die Vorgebirge Promontorium Misernum. u. Pr. Minervae; Flüsse: Liris, Vulturnus u. die Küstenflüsse Savo, Clanius (Clanis, Liternus) Sebethus, Sarnus u. Silarus; Seen Acherusia palus, Lacus Avernus Literna palus; reich an Getreide, mit vorzüglichem Wein (Falerner), Öl, Obst, bes. Feigen, Bauholz, Vieh Mineralquellen. Hauptstadt Capua; außerdem Bajä, Cumä, Misenum, Linternum, Puteoli, Neapolis, Herculanum, Pompeji, Nola, Salernum etc. Es heißt noch jetzt Campanien u. zwar nach älterer Eintheilung Theil vom Königreich Neapel; 119 QM., 1,300,000 Ew., jetzt getheilt in die Provinz Napoli u. Terra di Lavoro; 2) (Gesch.). Die ältesten Ew. waren Ausoner, dann Opiker od. Osker, die, später (50 Jahre vor Roms Erbauung) durch Tyrrhener verdrängt, od. wenigstens unterworfen wurden. Die höchste Magistratsperson in den campanischen Städten hieß Meddixtuticus; wahrscheinlich waren deren jährlich zwei. 438 V. Chr. g ein Heer Samniter nach C., bemächtigten sich der damaligen Hauptstadt Vulturnum u. wurden erst Mitbesitzer u. endlich nach Vertreibung der Tyrrhener alleinige Herren des Landes, s. Capua (Gesch.). Darauf erhielt die Stadt den Namen Capua, u. erst aus dieser Zeit schreibt sich der Name C. Nach u. nach siedelten sich auch Griechen hier an; später eroberten die Römer, welche 344 v. Chr. von den Campanern gegen die Samniter zu Hülfe gerufen worden waren, mit Latium auch C. Oft wurden dahin Colonien geschickt, u. bes. zu Sullas u. Cäsars Zeit wurden treue Dienste, welche den Machthabern erwiesen worden waren, mit Ackerertheilung in C. belohnt. An Kunstgegenständen gab es in C-s Städten viele Statuen, welche die Römer nach Rom führten; die campanischen Gefäße, ungemalte Töpferwaaren, waren weit u. breit gesucht, bes. für den gewöhnlichen Gebrauch. Das Land, welches in der Theilung des Reiches an das Oströmische Reich kam, blieb blühend bis zur Völkerwanderung; Vandalen, Gothen, Longobarden verwüsteten es damals, u. Letztere bemächtigten sich des Landes, wo nur wenige Seestädte den Byzantinern blieben; im 9. u. 10 Jahrh. blühten hier die Fürstenthümer Benevent, Salerno u. Capua (s.d. a.); im 11. Jahrh. stifteten die Normänner hier ihr Reich, dessen Hauptstadt Neapolis ward, von welcher der Name nach u. nach in Napoli unterging; s. Neapel (Gesch.).

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 3. Altenburg 1857, S. 603.
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