Elbing

[607] Elbing (poln. Elbłag), 1) Kreis im preußischen Regierungsbezirk Danzig, 21 QM., 41,000 Ew., in demselben der Drausensee von circa 3 QM.; 2) Kreisstadt, an der Berlin-Königsberger Eisenbahn (Ostbahn) u. dem schiffbaren Elbing (s. unt. 3), von der Hommel (einem Bache) durchflossen; E. war[607] ehemals mit Wällen u. Mauern umgeben, von denen aber nur noch wenige Spuren vorhanden sind; es ist gut gebaut u. besteht aus der Altstadt, der Neustadt u. Per Speicherinsel, sowie aus vielen ausgedehnten Vorstädten. Es ist der Sitz der Kreisbehörden, hat Kreisgericht, Hauptsteueramt (nebst Packhof), Hauptsalzamt, Bankcommandite, Superintendentur etc., 7 evangelische, 1 mennonitische, 1 katholische Kirche, 1 Synagoge u. 3 Betsäle; 5 Hospitäler (Versorgungsanstalten für alte Leute) u. viele andere Wohlthätigkeitsanstalten, z.B. das sogenannte Industriehaus nebst dem Pauperknabenstist, in welchem verwaiste u. verwahrloste Knaben erzogen werden, das weibliche Waisenstift, das Krankenhaus, das weibliche Dienstbotenstift u.a. Einige dieser Anstalten sind von Rich. Cowle (einem reichen Engländer, vermählt mit einer geborenen Pott, welcher sich 1810 hier niederließ u. 1820 in Danzig starb), theils gegründet, theils reichlich dotirt worden, theils werden ans der reichen Pott-Cowle'schen Stiftung, welche von einem besonderen Curatorium verwaltet wird, viele Wohlthaten geübt. In dem Industriehause ist eine Sammlung von Alterthümern; königliches Gymnasium, städtische höhere Bürgerschule, Mittel- u. Elementarschulen, Stadtbibliothek, Sparkasse, Pfandleihamt, Feuersocietät; Industrie: 3 Maschinenbauanstalten nebst ebensoviel Eisengießereien, Fabriken in Tabak, Cichorien, Öl, Seife, Licht, Mühlenfabrikaten, Stärke, Hefen, Rum, Liqueur, Leinen, Baumwollen, Gerbereien, 3 Buchdruckereien, Brauereien; ziemlich bedeutend sind die Schiffswerfte, neuerdings liefern auch die Maschinenbauanstalten viele eiserne Schiffe. Der Handel mit Landesproducten war ehemals bedeutend, sank seit Mitte des vorigen Jahrh., hob sich später etwas, wird aber gegenwärtig durch die Ostbahn u. die Coupirung der Nogat wieder sehr beschränkt; Freimaurerloge: Constantin zur gekrönten Eintracht; gegen 24,000 Ew. – 1237 wurde hier von den Deutschen Rittern eine Burg gebaut, um welche sich Lübecker u. Bremer Handelsleute ansiedelten, woraus die Stadt entstand, welche schnell durch den Handel auf dem Baltischen Meere aufblühte u. bald zur Hanse trat; 1335 wurde die Neustadt angelegt; 1434 kam E. an Polen, u. König Kasimir machte es 1454 zum Sitz einer Woiwodschaft; 1525 wurde E. von dem Deutschmeister Albert von Brandenburg, der es schon 1517 dem Orden vergebens vindicirt hatte, genommen. In Folge der Streitigkeiten unter verschiedenen Confessionsverwandten wurde E. 1616 u. 1618 verwüstet; 1626 besetzten es die Schweden u. räumten es 1660 wieder; 1698 wurde E. vom Kurfürsten von Brandenburg genommen, weil es König Kasimir um 200,000 Thlr. an seinen Vater verpfändet hatte, 4700 wurde aber der Kurfürst abgefunden, u. seine Besatzung verließ die Stadt. 1703 nahm König Karl XII. von Schweden E. durch Capitulation, verlor sie jedoch 1710 an Rußland wieder; 1772 kam es in der Theilung Polens an Preußen. 3) Fluß, entspringt aus dem Drausensee u. verbindet diesen mit dem Frischen Haff; 1/4 Meile unterhalb der Stadt E. ist er durch den Kraffohlkanal mit der Nogat (dem östlichen Arme des Weichsel) verbunden; die Flüßchen Thiene u. Fischau ergießen sich unweit der Stadt in den E.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 5. Altenburg 1858, S. 607-608.
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