Hunnius

[627] Hunnius, 1) Ägidius, geb. 21. Dec. 1550 in Wienenden, studirte 1565–74 in Tübingen Theologie, war erst Repetent u. seit 1574 Diakon daselbst, wurde 1576 Professor u. Prediger in Marburg, wo er durch seine heftige Vertheidigung der Ubiquitätslehre im Abendmahl u. der Toncordiensormel den Grund zu der Spaltung in der Hessischen Kirche legte, 1592 Professor in Wittenberg, wo er die Visitationsartikel mit entwarf u. mit Eifer die mildere melanchthonische Ansicht unterdrücken half; 1594 begleitete er den Herzog Friedrich Wilhelm auf den Reichstag nach Regensburg, wo auf sein Gutachten die Einigung aller evangelischen Reichsstädte Deutschlands wieder rückgängig wurde, nahm 1608 Theil an dem Religionsgespräch gegen die Katholischen u. st. am 4. April 1603 in Wittenberg. Er schr. u.a.: Confessio von der Person Christi, 1577 (Wittenb. 1609) u. lat. De persona Christi, 1585; Calvinus ludaïzans, 1593; Antipareus 1594 u. 1599; Die lateinischen Schriften, gesammelt von Garthius, Wittenb. 1607[627] bis 1609, 3 Bde. Fol.; er schr. auch das Drama Josephus, 1597; Lebensbeschreibung von Hutter, 1603; von Naumann, 1704; 2) Nikolaus, Sohn. des Vorigen, geb. 11. Juli 1585 in Marburg, studirte seit 1600 Philologie, Philosophie u. Theologie in Wittenberg, wurde dort Adjunct u. las seit 1609 philosophische, dann theologische Collegien; 1612 zog er als Superintendent nach Eilenburg u. kehrte 1607 an Hutters Stelle als Professor nach Wittenberg zurück; wurde 1623 Hauptpastor an der Marienkirche in Lübeck u. 1624 zugleich Superintendent der Lübeckschen Kirche u. st. hier am 12. April 1643. In starrer lutherischer Orthodoxie u. Feindseligkeit gegen Andersgläubige, aber auch in Gelehrsamkeit u. Streitbereitschaft war er seinem Vater gleich; von ihm ging der Plan zu einem Collegium irenicum, nach ihm Collegium Hunnianum genannt, welches einen stehenden theologischen Senat zur Prüfung u. Schlichtung aller entstehenden theologischen Streitigkeiten bilden sollte; er schr.: Ministerii lutherani divini adeoque legitimi demonstratio, Wittenb. 1514; Capistrum Hunnio paratum Lanceloto injectum, ebd. 1617, n. A. Königsb. 1708; Examen errorum Photinianorum, ebd. 1618, 1620; Christliche Betrachtung der neuen Paracelsischen u. Weigelianischen Theologie, ebd. 1622; Epitome credendorum, Wittenb. 1625 u. noch 18 mal aufgelegt u. ins Holländische, Schwedische, Polnische übersetzt; Διάσκεψις theol. de fundamentali dissensu doctrinae evangel. lutheranae et calvinianae, ebd. 1626; Erklärung des Katechismi Lutheri, Lüb. 1627; Bedenken ob u. wie die in der Evangelisch-Lutherischen Kirche die schwebende Religionsstreitigkeit beilegen od. fortstellen u. endigen mögen, Lüb. 1632, 1638, 1666, 1667; Anweisung zum rechten Christenthum, ebd. 1637 u. 1643; Lebensbeschreibung von Heller, ebd. 1843.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 8. Altenburg 1859, S. 627-628.
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