Mergentheim

[148] Mergentheim, 1) Oberamt im württembergischen Jaxtkreis, an der nördlichen Grenze des Königreichs; 7,7 QM.; Flachs- u. Hopfenbau, Handel mit Gartengewächsen u. Sämereien, Weinbau an der Tauber. bes. Markelsheimer; Rindvieh- u. Schweinezucht; 27,470 Ew.; der Bezirk wurde 1809 aus den Gebietstheilen des vormaligen Deutschmeisterthums, aus solchen des Fürstenthums Ansbach u. der Reichsstadt Rothenburg, sowie aus ritterschaftlichen Orten gebildet; 2) Stadt daselbst, an der Tauber, über welche zwei Brücken führen, mit zwei Mauern u. einem Graben umgeben; Sitz mehrer Bezirksstellen, Schloß (Wohnsitz des Herzogs Paul Wilhelm von Württemberg) mit Naturaliencabinet, Archiv, Bibliothek, zwei aufgehobene Klöster, Hospital, 2 Armenhäuser, Augenheilanstalt, Industrieanstalt, Fabrikation von Baumwollenwaaren, Camphin, Essig, Firniß, Lack u. Tintenpulver etc., mechanische Werkstätte, Gerberei u. Seilerei, glaubersalzhaltige Mineralquelle (Brunnencur u. Badeanstalt); 2455 Ew. – M. (d.i. Marienhaus), ist eine christliche Gründung; es kommt zuerst 1058 vor, war Anfangs der Sitz der Grafen des Taubergrundes u. wurde daher selbst nachher Grafschaft genannt u. gehörte seit der zweiten Hälfte des 12. Jahrh. den Grafen von Hohenlohe; 1219 wurde hier von den Grafen (Andreas, Heinrich u. Friedrich) von Hohenlohe die Commende des Deutschen Ordens gegründet; seit 1330 wurde der Ort mit Mauern umgeben; 1525 plünderten u. zerstörten die aufrührerischen Bauern das Schloß der Deutschherren; 25. Dec. 1631 wurde es an die Schweden übergeben u. 1634 wieder von den Schweden verlassen, worauf die Deutschen Ordensritter zurückkehrten; 1673 wurde es vorübergehend von den Franzosen besetzt. Im Presburger Frieden 25. Dec. 1805 kam das Fürstenthum an Österreich, u. 1809 gab Napoleon dasselbe dem König von Württemberg; als die Württemberger im Juni d.i. Truppen im Lande ausheben wollten, machten die Bauern deshalb einen Aufstand, zogen in die Stadt M. u. verübten 26. Juni an den königlichen Beamten viel Unthaten; drei Tage darauf zogen Württembergische Truppen ein u. stellten die Ordnung wieder her. Vgl. Schönhuth, Chronik der vormaligen Deutschordensstadt M., Mergenth. 1857.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 11. Altenburg 1860, S. 148.
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