Raubvögel

[844] Raubvögel, 1) Vögel, welche sich von lebenden Thieren, bes. Vierfüßlern u. Vögel, bes. auch Fischen, Schlangen u. Insecten nähren; bes. 2) diejenigen mit krummem, kurzem u. starkem Schnabel, mit einer ansehnlichen Wachshaut u. krummen, spitzigen, starken Klauen. Sie haben bes. starke Schenkelmuskeln, 4 Zehen; der Daumen u. die Mittelzehe sind die stärksten; sie haben einen sichern, sanften u. schnellen Flug u. brechen das Unverdauliche als Gewölle wieder aus; sie zerfallen in A) Tagraubvögel, wozu Linné rechnete die Gattungen: Falke, Geier u. Würger, welche die Neueren in mehre Gattungen getheilt, die Würger aber zu den Sperlingsartigen gethan haben; B) Nachtraubvögel, welche sich durch größeren Kopf, nach vorne gerichtete, tellerförmige Augen, große, reizbare Pupillen, weiches, seidenartiges Gefieder, starke, schauerliche Stimme auszeichnen, bei Linné die Gattung Eule, welche ebenfalls in mehre zerfällt worden ist. Cuvier theilte sie in folgende Familien ein: a) Geier (Vultures), mit den Gattungen: Geier (Vultur), Aasvogel (Cathartes), Geieradler (Gypaetus); b) Falken (Accipitrini), mit den Gattungen: Adler (Aquila), Habicht (Astur), Edelfalke (Falco), Milan (Milvus), Bussard (Buteo), Weihe (Circus) u. Stelzengeier (Gypogeranus); c) Eulen (Striges), von denen er Tageulen, Nachteulen u. Ohreulen unterschied. Bei den R-n hat man folgende waidmännische Ausdrücke: Fänge, entweder sämmtliche Fußtheile od. nur die Nägel; Ständer statt Schenkel, Fußwurzeln u. Zehen; Hosen, die Besetzung der Ständer mit Federn; Horst statt Nest, horsten statt nisten; abstreichen statt vom Horste od. Baume abfliegen; aufhaken statt sich auf einen Ort niederlassen; auf den Raubstoßen, statt senkrecht od. schräg sich auf lebendige Geschöpfe stürzen; fangen, schlagen, statt den Raub mit den Fängen ergreifen, kröpfen statt fressen; Fraß statt Aas; Gewölle, die Ballen unverdaulicher Nahrung als Haare, Fischgräten etc., welche sie ausspeien; schmeißen statt sich des Unraths entledigen. Das Fangen der R. geschieht mittelst des Falkenkorbes, Habichtstoßes, Tellereisens, des Bocks (Fang auf den Bock), mehre Gabeläste od. Quirle, wo die Äste horizontal stehen, werden entlaubt u. abgestutzt, u. an ihnen Schleifen von Pferdehaaren in der Nähe des Horsts der Raubvögel aufgestellt, um dieselben zu fangen, des Sattelfangs u. des Bömschs.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 13. Altenburg 1861, S. 844.
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