Rendsburg

[42] Rendsburg (ursprünglich Reinoldsburg), 1) Amt im Herzogthum Holstein, an der Eider; 151 QM., 23,500 Ew.; 2) Stadt, an der Eider, am Schleswig-Holsteinischen Kanal u. an der Eisenbahn von Neumünster nach Schleswig u. Flensburg, bis 1852 Festung; der Stadttheil Neuenwerk mit den früheren Festungswerken liegt auf dem südlichen Ufer der Eider, die Altstadt u. das frühere Fort Kronenwerk (die Hauptfestung, welche Altstadt u. Neuenwerk beherrschte) auf einer Eiderinsel auf der schleswigschen Seite (aber nicht auf schleswigschem Boden); früher Hauptwaffenplatz u. Militärdepot von Schleswig-Holstein; hat 2 Kirchen, Realgymnasium, Exercier-, Zeug-, Armen-, (Hospitalgast-)haus, Stock-, Provianthaus, Zollamt, Glockengießerei, Bierbrauereien, Brennereien, Tabakfabriken, Handel u. Schifffahrt; Freimaurerloge: Karl zum rothen Löwen; 10,700 Ew. In der Nähe die Eisengießerei Karlshütte. Einige Meilen östlich von R. verbindet sich der Schleswig-Holsteinische Kanal mit der Eider. – Von 1238–1459 war R. Sitz einer Linie der Grafen von Holstein-R., s. Holstein (Gesch.) I. B). 1648 wurde R. von den Schweden unter Oberst Wrangel von Ostern an vergebens belagert. 10. Juli 1675 wurde hier ein Vertrag zwischen Herzog Christian Albrecht von Holstein-Gottorp mit König Christian V. von Dänemark geschlossen, wonach Letzter das Oberhoheitsrecht über Holstein erhalten sollte (nachher widerrufen). Hier am 16. Decbr. 1813 Waffenstillstand zwischen Dänemark u. Schweden, s.d. (Gesch.). 1837 u. 1838 wurden die Festungswerke verbessert; die von den Dänen besetzte Festung wurde am 24. März 1848 von den Schleswig-Holsteinern unter dem Prinzen von Augustenburg überrumpelt u. genommen, worauf hier die Provisorische Regierung von Schleswig-Holstein ihren Sitz nahm u. am 3. April 1848 ein schleswig-holsteinscher Landtag gehalten wurde; am 5. April 1848 wurde R. von den Preußen besetzt. Am 5. August 1850 Pulverexplosion in dem Artillerielaboratorium, wobei über 100 Menschen verunglückten. Am 8. Febr. 1851 wurde R. von österreichischen u. preußischen Bundestruppen u. am 9. Febr. das Kronenwerk von den Dänen besetzt u. somit der seit langer Zeit u. oft, zuletzt im Frieden zwischen Deutschland u. Dänemark vom 2. Juli 1850 wiederholte Streit, ob R. holsteinisch od. schleswigisch sei, thatsächlich entschieden. Am 20. Febr. 1852 zogen die deutschen Bundestruppen ab u. am 15. Septbr. 1852 begannen die Dänen die Schleifung der Festungswerke mit dem Kronenwerk. Vgl. Warnstedt, R. eine holsteinsche Stadt u. Festung, Kiel 1850.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 14. Altenburg 1862, S. 42.
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