Roß [4]

[373] Roß, 1) Sir John, britischer Seefahrer, geb. 1777 in Schottland, trat 1786 in Seedienste u. lief schnell die untersten Chargen durch; 1818 von seinem Gouvernement beauftragt, die Nordwestliche Durchfahrt zu suchen, unternahm er die Expedition mit den beiden Schiffen Isabelle u. Alexander, ging nach der Baffinsbai, während gleichzeitig Capitän Buchan nach der Spitzbergischen See ging, kehrte aber in demselben Jahre ohne besondern Erfolg zurück. 1829 unternahm er eine zweite Nordpolexpedition, zum Theil auf eigene Kosten, bes. aber mit den ihm von seinem Freunde Felix Booth überwiesenen Mitteln ausgerüstet; mit dem Dampfschiff Victoria verließ er England am 22. Mai 1829, durchschiffte den Lancasters und, drang in die Barrowstraße u. in die Prinz-Regent-Einfahrt ein, entdeckte u. erforschte die (nach Booth) benannte Halbinsel Boothia, die König Williams Insel,[373] stellte den magnetischen Pol fest (s, Nordpolreisen VI.) u. kehrte erst 1833 nach England zurück, nachdem ihn die Geographische Gesellschaft in London durch den Capitän Back schon seit einem Jahre hatte suchen lassen. Seine dritte Seefahrt nach den Nordpolgegenden machte er im Mai 1850, zunächst um Franklin aufzusuchen, doch kehrte er unverrichteter Dinge im September 1851 zurück (s.u. Nordpolreisen VII.). Während seiner Abwesenheit war er zum Contreadmiral aufgerückt u. st. 30. August 1856 in London. Er gab heraus : Voyage of discovery for the purpose of exploring Baffinsbai etc., Lond. 1819; Narrative of a second voyage in search ofa North-West passage, Lond. 1834 (deutsch von Becker u. Sporschill, Lpz. 1835); A treatise on navigation by steam, Lond. 1837; Rear-Admiral Sir John Franklin, a narrative, ebd. 1855. 2) Charles Boyne Hudson R., trat 1789 in die britische Marine, wurde 1796 Lieutenant, 1800 Commander u. 1802 Postcapitän, wohnte der Blockade von S. Domingo bis zum Abzuge der französischen Truppen unter Rochambeau bei; nahm 1804, 5 u. 6 mehre spanische u. französische Schiffe, wurde Flaggenoffizier des Admiral Cockburn u. zeichnete sich als solcher an den Küsten Nordamerikas vielfach aus. Im Mai 1815 kam er auf den Northumberland, mit welchem er Napoleon nach St. Helena geleitete; war 1822 Mitglied des Marine Board auf Jamaica, wurde 1837 Admiral u. erhielt das Commando der Station von Südamerika; er st. 1849 in Devonport. 3) Sir James Clarke R., Neffe von R. 1), geb. 1800 in London, war früh in den Seedienst eingetreten, begleitete 1824 Parry nach der Prinzregent-Einfahrt u. 1837 denselben, um über Spitzbergen an den Nordpol vorzudringen. Dann begleitete er 1829 seinen Oheim auf dessen zweiter Nordpolfahrt, wurde 1834 Postcapitän, befehligte 1839–43 die von der englischen Regierung ausgesendete Expedition nach den Südpolarländern, bestehend in den Schiffen Erebus u. Terror, u. kam bis 79°4' südl. Breite; s.u. Südpolarländer. Er entdeckte dort einen Continent u. bestimmte den magnetischen Südpol. Eben so befehligte er 1848–49 eine zur Auffindung Franklins ausgerüstete Expedition, ging mit den Schiffen Enterprise u. Investigator nach der Barrowstraße, untersuchte die Küste von Nord-Somerset u. drang bis in den Wellington-Kanal vor, kehrte jedoch nach England zurück, ohne eine Spur Franklins gefunden zu haben. Er schr.: Voyage of discovery and research in the Southern and Antarctic Seas, Lond. 1846, 2 Bde. (deutsch von Seybt, Lpz. 1847).

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 14. Altenburg 1862, S. 373-374.
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