Roß [3]

[373] Roß, eine alte, der Evangelischen Confession folgende, aus Schottland stammende gräfliche Familie, aus welcher auch die Gemahlin des Königs Robert II. stammte; sie verzweigte sich in Folge der schottischen Religionsunruhen 1692 nach den Niederlanden u. begab sich später nach Preußen, wo sie 1816, 1830 u. 1855 Anerkennungen ihres Grafenstandes erhielt u. noch gegenwärtig blüht. Aus ihr war 1) Graf Johannes, Sohn des holländischen Gouverneurdirectors in Indien, geb. 1787, vertrat in den Jahren 1812–1814 in Warschau vielfach die Interessen Deutschlands, namentlich Preußens, ließ sich später in Berlin nieder u. st. 1848 daselbst. 2) Graf Johann, Vetter des Vor., geb. 1772, war Bischof der Evangelischen Kirche, Oberconsistorialrath, Propst u. vortragender Rath im preußischen Ministerium der geistlichen Angelegenheiten u. st. 26. Oct. 1854. Jetziger Chef ist: 3) Graf Wilhelm, Sohn des Vor., geb. 2. Sept. 1806, ist preußischer Steuerrath u. seit 1838 mit Adelheid geb. Meinhold vermählt; er hat keine Söhne, sein Neffe, Friedrich Wilhelm, Sohn des 1854 verstorbenen Grafen Friedrich, ist geb. 1841._– Der ältere Zweig existirt noch in Schottland; zu einem jüngeren Zweige gehörte: 4) Ludwig, geb. 1806 auf dem Gute Horst in Holstein, ging 1832 nach Griechenland, wurde 1833 Conservator der Alterthümer im Peloponnes, 1837 Professor der Antiquitäten an der Universität in Athen u. 1844 Professor der Archäologie in Halle, wo er 6. August 1859 durch Selbstmord starb. Er schr.: Hercule et Nessus, 1835; Ἐγχειρίδιον τῆς ἀρχαιολογίας τῶν τεχνῶν, Athen 1841; Reisen auf den Griechischen Inseln, Stuttg. u. Halle, 1841–1852, 4 Bde.; Die Demen von Attika, Halle 1841; Hellenika, ebd. 1846; Griechische Königsreisen, ebd. 1848; Archäologische Aufsätze, Lpz. 1855; Italer u. Gräken, Halle 1858; u. gab heraus: Inscriptiones Graecae ineditae, Nauplia, Athen u. Berl. 1834–45,3 Hefte; mit Schaubert u. Hansen: Beschreibung u. Abbildung der Akropolis von Athen, Berlin 1839 f., u. seit 1850 die Allgemeine Monatsschrift für Literatur. 5) Karl, Bruder des Vor., geb. 18. Nov. 1816 auf dem Hofe Altekoppel in Holstein (Kirchspiel Bornhöved); trieb seit 1832 die Malerei in Kopenhagen u. richtete sich bes. auf Thiermalerei; 1837 ging er zu seinem Bruder nach Athen, wo er Landschaften malte; 1839 kehrte er nach Deutschland zurück, lebte dann in München, 1842–43 in Rom u. seit 1847 in Kiel, von hier ging er in Folge der Ereignisse 1848 wieder nach München, besuchte 1850–51 Rom nochmals u. st. 5. Februar 1857 in München. Anfangs in seinen Landschaften der idealen Auffassung hingegeben, wendete er sich zuletzt der concreten Naturwahrheit zu.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 14. Altenburg 1862, S. 373.
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