Scalĭger

[33] Scalĭger, 1) Julius Cäsar, Sohn eines Malers, Benedetto Bordone, geb. 1484 in Padua od. Verona od. La Ferrara, studirte in Bologna die Arzneikunde u. lebte dann in Venedig; er ging von da um 1525 nach Agen u. heirathete das Fräulein Andietta de Roques. Dies scheint den eiteln Mann zu der Erdichtung von seiner Abkunft aus dem fürstlichen Geschlecht della Scala veranlaßt zu haben. Nach derselben (aufgestellt in einem von seinem Sohn herausgegebenen Briefe: De splendore et vetustate gentis Scaligerae et vita Julii Sc., Leyden 1594), stammte er aus dem veronesischen Fürstenhause della Scala u. war 1484 auf dem Schlosse Riva geboren, wurde nachher Page des Kaisers Maximilian, welchem er 17 Jahre in Frieden u. Krieg diente, studirte dann in Bologna die Naturwissenschaften u. begleitete 1525 den Bischof von Agen in seine Diöcese. Als Gelehrter machte er zu seiner Zeit Aufsehen, wiewohl seine Anmaßung ihm viele Gegner zuzog; er st. 21. October 1558 in Agen u. schr.: Exercitationes in H. Cardanum de subtilitate, Paris 1557, Frankf. 1576, Hanau 1634; De sapientia et beatitudine, Genf 1573; Commentar zu Hippokrates über die Träume, Leyd. 1538; über die Theophrastischen u. Aristotelischen Werke von den Pflanzen, ersteres Lyon 1566 u. 1584, Fol., letzteres Paris 1556, Marb. 1598; u. über die Aristotelische Naturgeschichte der Thiere; De causis linguae latinae, Leyd. 1540, Genf 1580, Heidelb. 1623; De arte poetica, Leyd. 1561, Genf 1563 u.ö. 2) Joseph Justus, Sohn des Vor., geb. 4. Aug. 1540 in Agen, studirte erst in Bordeaux, dann in Agen u. seit 1559 in Paris die Klassischen u. Orientalischen Sprachen. Er führte darauf, da er wegen des Übertrittes zur Protestantischen Kirche in Frankreich keine Anstellung fand, lange ein unstetes Leben; erst 1592 wurde er Professor in Leyden, wo er 21. Jan. 1609 starb. Er schr.: De emendatione temporum, Par. 1583, Fol., Genf 1629 (in ihm stellte er zuerst ein System der Chronologie auf u. begründete so diese Wissenschaft); Thesaurus temporum, Leyd. 1606, 2. A. Amsterd. 1658, 2 Bde., Fol.; De re nummaria, herausgeg. von W. Snell, Leyd. 1616; er bearbeitete den Aufonius, Leyd. 1575 u.ö.; Catullus, Tibullus u. Propertius, Par. 1577; den Manilius, ebd. 1579, die Catalecta des Virgilius, 1573, den Festus, 1575, den Varro, 1573 u.ö.; J. Cäsar, 1608, u. die Tragödien des Seneca, 1611; schrieb auch Gedichte (meist Übersetzungen aus dem Italienischen, Griechischen etc. ins Lateinische u. aus dem Lateinischen ins Griechische, bes. eine große Anzahl Epigramme des Martialis), Leyden 1615; Epistolae, ebd. 1627, Frkf. 1628; Opuscula varia, herausgeg. von Casaubonus, Par. 1610; Scaligerana, herausgeg. von Tan. le Febre, Grön. 1669, Köln 1695; von Is. Voß, Haag 1667; Leubscher, Historia Scaligeranorum, Wittenb. 1695; Maizeaux, Histoire des Scaligerana, Amsterd. 1740. Vgl. Bernays, Das Leben J. J. S-s, Berlin 1855.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 15. Altenburg 1862, S. 33.
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