Scheide

[117] Scheide, 1) der Ort, wo zwei Dinge an einander grenzen od. sich theilen; 2) Futteral, bes. für schneidende Gegenstände, so Degen-, Säbel- u. Messerscheide; 3) die zwei Röhren an der Posaune, s.d.; 4) von sehnigen Häuten gebildete längliche Hüllen, worin andere Theile aufgenommen sind, s. Muskelscheiden, Flechsenscheiden u. Flechsenbänder; 5) die Sprossen an einem Windmühlenflügel; 6) das untere bewegliche Querholz an einer Aufhänge, welches vorzüglich dazu dient, das Tuch in die Breite auszudehnen; 7) so v.w. Strickholz; 8) an einem Saugrohre so v.w. Schleicher; 9) a) Blattscheide (Vagina), die verbreiterte Basis des Pflanzenblattstieles, welche den Stängel od. Zweig, aus dem sie hervorkommt, scheiden- od. röhrenartig umschließt. Man unterscheidet: die ganze od. geschlossene S. (Vagina integra s. clausa), wenn sie, wie bei Veratrum album, eine vollständige Röhre bildet; die gespaltene S. (V. fissa), wenn sie der Länge nach gespalten, wie bei den Cyperaceen; die nackte S. (V. nuda); wenn nur die S. entwickelt, Blattstiel u. Blattscheibe dagegen fehlen, wie bei Scirpus, Allium, Galanthus. b) Blüthenscheide (Spatha), eine aus einem od. mehren Deckblättern gebildete, scheidige Hülle, welche bald eine einzelne Blüthe, wie bei Narcissus poeticus, Galanthus nivalis, Iris etc., bald einen ganzen Blüthenstand Anfangs umschließt, wie bei Arum, Calla, Allium. 10) Theil des Hinterleibs bei den Insecten, s.d. C) c); 11) so v.w. Mutterscheide, s.u. Genitalien B) b), Daher Scheidengewölbe, Scheidenhaut, Scheidenklappe, Scheidenschnürer etc., s. ebd. Scheidenanschwellung (Elytroncus). glatte, nachgebende Austreibung der Wände der Mutterscheide entzündlicher Art (Scheidenentzündung, Elytritis), od. Folge von Emphysem, Blutaustretung od. Ödem. Scheidenbänder, s.u. Fußmuskelbinden D) d). Scheidenbeule (Elytrophyma), umgrenzte, breit aufsitzende Geschwulst der Mutterscheide, ist ein Varix od. ein Absceß, eine Wassersackgeschwulst, od. sonst eine Balggeschwulst, od. rührt von Fehlern benachbarter Theile her. Scheidenblutung (Elytrorrhagia), Blutung aus der Mutterscheide, kann von Hämorrhoiden dieses Theils herrühren, od. Folge gewisser Adergeschwülste, von Polypen od. von Verletzungen, bes. bei der Entbindung sein. Scheidenbruch, s.u. Bruch 2) B) a). Scheidenhautbruch, so v.w. angeborener Bruch. Scheidennaht (Elytrorrhaphe), bei Scheidenrissen zur Bewirkung der Wiedervereinigung angewendete chirurgische Naht. Scheidenriß (Colporrhexis), unter starken Wehen während des[117] Gedärens, od. durch Gewaltthätigkeit bei künstlichen Entbindungen zuweilen erfolgende Zerreißung der Mutterscheide. Bei tieferen tritt meist Blut in die Bauchhöhle, ja wohl selbst das Kind. Scheidenschleimfluß so v.w. Leukorrböe. Scheidenverwachsung (Colpostegnosis). meist durch das Hymen bewirkte Verwachsung dar Mutterscheide, dann Hinderniß des Ausflusses der Menstruation (s.d.), od. durch Entzündung, Bildungsfehler, Verletzungen etc.; erheischt die blutige Trennung. Scheidenverengerung, durch Scheidenanschwellung, benachbarte, od. in der Scheide befindliche Geschwülste, Krampf etc. entstandene Verengerung der Mutterscheide. Scheidenvorfall (Colpoptosis), s.u. Vorfälle (Chir.). 12) s.u. Scheidenmuschel 2).

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 15. Altenburg 1862, S. 117-118.
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