Scheyern

[147] Scheyern (Ober-, Mittel-, Nieder- S.), Dorf im Landgericht Pfaffenhofen des baierischen Kreises Oberbaiern; 900 Ew. Stammort der durch Waffenthaten in Baiern berühmten Grafen von S. Das Schloß wurde erbaut von Arnulf, Sohn Arnulfs des Bösen, Herzogs von Baiern, welchem eigentlich nach der Entsetzung seines Bruders Eberhard u. nach dem Tode seines Oheims Berchthold 947 das Herzogthum Baiern gehörte, welches der Kaiser Otto I. seinem Bruder Heinrich gab; Arnulf selbst führte den Titel Pfalzgraf von Baiern. Er empörte sich darauf mit Ludolf von Schwaben u. Konrad von Schwaben gegen den Kaiser u. den Herzog u. fiel bei einem Sturme gegen Regensburg 954. Sein Sohn Berthold erhielt seine Titel. Als S. 1096 der Usenhofer Abtei geräumt wurde, verlegten die Grafen von S. ihren Sitz nach Wittelsbach, wonach sie sich auch nannten, u. wo Otto das Herzogthum Baiern empfing u. das jetzige Königshaus Baiern gründete, s.u. Wittelsbach u. vgl. Baiern (Gesch.) V. Die Ahnen der baierischen Regenten liegen in der Kirche zu S. begraben, es sollen deren an 120 sein. Die Gruft wurde 1291 geschlossen. Das Kloster zu Unserer lieben Frauen Ehren in S., vom Herzog Otto u. den 15 Agnaten, welche an S. Theil hatten, 1124 von Vischbachau u. Eisenhoven hierher verlegt, hatte bis in die Mitte des 15. Jahrh. wenig Glück mit seinen Äbten, sie verkauften sogar von dem Eigenthum des Klosters; erst seit 1449 findet es sich blühender, 1830 wurde es aufgehoben u. verkauft, 1838 aber vom König Ludwig aus eignen Mitteln rückgekauft, wieder hergestellt, mit Benedictinern besetzt u. wieder zur Fürstengruft bestimmt. Der erste Prior war Rupert Leiß.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 15. Altenburg 1862, S. 147.
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