Spitzbergen

[573] Spitzbergen, Inselgruppe im nördlichen Eismeere, erstreckt sich von 76°30' bis 81° nördl. Br. u. von 27°40' bis 49° 40' östl. Länge von Ferro. Die Gruppe besteht aus drei größeren Inseln: dem eigentlichen S., Nord-Ost-stand u. Stans-Foreland (Edge's Insel) u. vielen kleineren Inseln, von denen die Sieben-Inseln im Norden, die Prince- Charles-Foreland im Westen u. die Tausend-Inseln (deren jedoch noch nicht hundert sind) im Süden liegen. Der gesammte Flächeninhalt mag über 900 QM. betragen. Durch Weide-Bai im Norden u. Weide-Jans-Water (Stor-Fjord) im Süden wird die Hauptinsel in zwei beinahe gleichgroße Halbinseln geschieden, West-Spitzbergen u. Neu-Friesland. Südlich u. östlich vom Stor-Fjord liegt Stans-Foreland, durch Walter Thymens-Fjord von Neu-Friesland getrennt, nördlich davon, durch die Henloopensiraße von der Hauptinsel geschieden, breitet sich Nordostland aus. Den Namen S. hat die Gruppe erhalten, weil das Land zu Bergen von 4–5000 Fuß Höhe aufsteigt, deren Gipfel in scharfen Spitzen endigen. Das Innere u. die Ostseite sind noch gar nicht erforscht, mehr die westliche Küste der Hauptinsel, wo meist hohe Berge steil zum Meer abfallen, nur hie u. da einen schmalen Küstensaum lassend. Zwischen den hohen Bergrücken finden sich eine Menge Thäler, von denen die größeren alle mit Gletschern angefüllt stud. Die Nord- u. Südküste wird als Tiefland beschrieben. Drei Fjorde, Horn-Sund, Bell- u. Ice-Sund, dringen tief in die südliche Hälfte der Westküste ein u. bilden gute Ankerplätze. Von den Vorgebirgen ist Cap Lookout od. das Süd-Cap das bekannteste. Das Klima ist sehr rauh, nur während weniger Wochen entblöst sich die Erde vom ewigen Winterkleide u. erzeugt sodann Moose, Flechten u. einige krautartige Gewächse, welche den Rennthieren u. Füchsen zur Nahrung dienen. Die jährliche Mitteltemperatur beträgt 4° bis 6° R. unter Null, würde aber sicher noch niederiger sein, wenn nicht der Golfstrom, welcher auch vieles Treibholz an die Küsten führt, die Temperatur milderte. Die ewige Schneegrenze steigt nicht bis zum Meere herab, wenigstens nicht in den südlichen Theilen der Insel. Fließendes Wasser gibt es nur zur Zeit der Schneeschmelze. Arm wie an Pflanzen, ist S. auch an Thieren, denn außer den schon genannten kommen nur Vögel vor, welche aber in ungeheuren Mengen erscheinen u. zum Theil hier brüten; das Meer liefert Walfische (bes. Balaena mysticetus) u. in großer Menge Walrosse, ist aber sehr arm an Fischen. Bewohnt ist S. nicht u. keine Nation macht Anspruch auf den Besitz der Insel. S. wurde 1594 von dem Niederländer Barends entdeckt (die Engländer lassen sie schon 1553, aber mit Unrecht, von Sir Hough Willoughby entdeckt werden) u. Nieuwland genannt. Heemskerk, Barendszoon u. Cornel. Rijp besuchten die Insel 1596 u. gaben ihr den heutigen Namen. Ausgefahren, um den Weg nach Indien im hohen Norden zu suchen, wurden diese Niederländer die Entdecker der großen Menge von Walfischen, welche damals das Meer von S. bevölkerten. Das angrenzende Meer wurde nun der Schauplatz einer außerordentlichen Thätigkeit der Seeleute; Engländer, Franzosen, Dänen, Hamburger wetteiferten mit einander, das Übergewicht behielten aber die Niederländer, welche sogar auf der Nordwestecke ein Dorf, Sewerenberg, gründeten, wo der Thran ausgesotten wurde. Mit der Abnahme der Walfische hat jedoch auch dieser Verkehr aufgehört u. Sewerenberg ist wieder verschwunden. Für die Erforschung S-s. sind in neuerer Zeit bes. thätig gewesen William Scoreaby (1817–1818), Parry 1827, Lamont 1859 u. bes. 1857, 1858 u. 1661 O. Torell, der Führer einer schwedischen Expedition. Vgl. Löwenigh, Reise nach S., Aachen 1630; Robert, Briefe aus dem hohen Norden, die[573] französisch-skandinavische Expedition nach S. betreffend, Hamb. 1840.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 16. Altenburg 1863, S. 573-574.
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