Wangenheim [2]

[843] Wangenheim, thüringisches Geschlecht, nach Wangenheim 2) benannt. Stammvater soll Udo, im 10. Jahrh., gewesen sein. Es theilte sich in mehre Äste, so in die Wangenheimsche Hauptlinie mit der Tüngedaschen Nebenlinie, u. in die Wintersteinsche Linie. Aus der letztern wurde Georg 1840 in den preußischen Grafenstand erhoben, st. aber 1851 ohne Erben. Merkwürdig sind: 1) Friedrich Adam Julius von W., geb. 1747 im Gothaischen, stand erst in gothaischen Diensten, kam dann als Capitän bei den Feldjägern in hessische Dienste u. ging mit nach Nordamerika, verweilte nachher in Kassel, kam später in preußische Dienste, wurde 1789 Oberforstmeister in Gumbinnen u. st. daselbst 1800. Er schr.: Beschreibung einiger nordamerikanischer Holzarten, Gott. 1781; Beitrag zur deutschen holzgerechten Forstwissenschaft, die Anpflanzung nordamerikanischer Holzarten betreffend, ebd. 1787. 2) Karl August von W., geb. 1773 in Gotha; wurde 1795 Assessor in Koburg, 1801 geheimer Assistenzrath im Ministerium u. 1803 Director der Landesregierung. Als solcher kam er mit dem Minister Kretschmann in Collision u. wurde im März 1804 seines Dienstes entsetzt. Zwar sollte er auf Erkenntniß des Reichshofraths restituirt werden, aber das Urtheil wurde wegen der Abdankung des Deutschen Kaisers nicht vollzogen. Während seines Prozesses lebte er in Hildburghausen; ein Auftrag des Herzogs von Hildburghausen führte ihn nach Stuttgart u. er wurde dort 1806 Präsident des Oberfinanzdepartements, 1809 Präsident der Regierung u., als diese aufgehoben wurde, Präsident des Obertribunals zu Tübingen u. Curator der Universität, 1815 auch Mitglied der Commission, welche die Verfassungsangelegenheiten berathen sollte. 1816 wurde er Minister des Cultus u. 1817 Bundestagsgesandter, wo er zu den meisten Kommissionen, bes. zu der in jener Zeit höchst wichtigen Reclamationscommission, gewählt wurde. Wegen eines Vortrags im Betreff der Beschwerden der Westfälischen Domänenkäufer im Juli 1823 von Frankfurt abberufen, lebte W. seitdem in Koburg, Dresden u. Jena den Wissenschaften u. st. 21. Juli 1850 auf seinem Gute bei Koburg. Er schr.: Beitrag zur Geschichte der Organisation der Koburg-Saalfeldischen Lande, Hildburgh. 1805; Die Idee der Staatsverfassung in ihrer Anwendung auf Württembergs alte Landesverfassung u. den Entwurf zu deren Erneuerung.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 18. Altenburg 1864, S. 843.
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