Blasen

1. Besser blasen, als sich verbrennen.


2. Besser hart geblasen, als den Mund verbrannt.Simrock, 1123.

Dän.: Bedre at blæse hart end at brænde sig. (Prov. dan., 53.)


3. Blase einmal einer gegen einen heissen Backofen!

Von ohnmächtigen Versuchen gegen die Gewalt.


4. Blase gegen den Wind! (Lit.)

Um zu sagen: Was lässt sich ausrichten gegen Gewalt!


[392] 5. Blase lustig, Schmied, so gewinnst du Gold.


6. Blase nicht eher, bis du das Horn hast.Altmann V.


7. Blase nicht, was dich nicht brennt!

Lat.: Quod te non tangit, non agit.

Ung.: A mi nem égeti a nyelvedet, azt ne fujjad.


8. Blasen und (zugleich) Mehl im Munde han mag nit wol bestahn.


9. Blasen und schlucken zumal ist gar schwer. Simrock, 1121; Eiselein, 81.


10. Blasen und Suppen zu gleicher Zeit erfordert viel Geschicklichkeit.

Zwei entgegengesetzte Handlungen lassen sich nicht zu gleicher Zeit ausführen.

Lat.: Simul flare et sorbere difficile est. (Wiegand, 495.)


11. Einmal blasen macht kein Feuer.


12. Es ist bös blasen mit vollem Munde.Lehmann, II, 129, 157; Simrock, 1121; Tunn., 21, 21.

Holl.: Tis quaet blasen mit vollen monde. (Fallersleben, 660.)

Lat.: Os plenum male flat, si non vis credere, proeft dat.


13. Es kann niemand zugleich blasen und schlucken.Pistor., II, 94; Eisenhart, 401.


14. Fröh bloasen un late driwen. (Westf.)

Frühe Vorbereitung und später Anfang.


15. Man bläst so lange in die Asche, bis einem die Funken in die Augen fliegen.


16. Man kann lange blasen, ehe eine Sündflut abtrocknet.


17. Warum blasen, wenn's nicht summt! (Lit.)


18. Wer am besten bläst, gewinnt die Trompete.


19. Wer nicht blasen kann, pfeife.

Lat.: Qui citharoedus esse non potest auloedus sit. (Cicero.) (Wiegand, 684.)


*20. Blas mir in Aermel!


*21. Blôs mêr op et Häuv1. (Köln.) – Firmenich, I, 473, 111.

1) Haupt. – Um zu sagen: Du kannst mir gestohlen werden, lass mich in Ruhe.


*22. Blosen vnd Meel im maul haben.Agricola, II, 86.

Viel versprechen und nichts geben.

Lat.: Ne verba pro farina. (Tappius, 165b.)


*23. Blusst a ee woarm Luch.Gomolcke, 720; Robinson, 958.


*24. Blust mer a mee woarm Loach.Gomolcke, 1159.


*25. Das sind sie nicht, die Wilhelm blasen. (Holl.)


*26. Du blesest seer, aber du behelst das mehl im maul.Tappius, 141; Sutor, 231.

Lat.: Beneficium dare, non verbis. – Consolaris oratione cum auxilio sit opus. – In eos qui alios splendidis promissis alunt. (Henisch, 249.)


*27. Einem hoch blasen (sollen).


*28. Er blaset den Zinken.

Lat.: Apertis tibiis. (Erasm., 144.)


*29. Er bläst in einen kalten Ofen.


*30. Er bläst kalt und warm aus Einem Munde.Sailer, 298.

Der Vielseitige oder auf zwei Achseln Tragende.

Frz.: Ne vous fiez point à lui, il souffle le chaud et le froid.


*31. Er bläst nicht mehr auf den Haberröhrlein.


*32. Man kann es nicht blasen.

Man muss Zeit dazu haben, um es ordentlich zu Ende zu bringen.


*33. Se blôsen än î Loch. (Siebenbürg.-sächs.) – Frommann, V, 174, 145.

Halten zusammen.


*34. Sie blasen in Ein Horn.


[Zusätze und Ergänzungen]

zu1.

Dän.: Blaas paa furst, saa braender du digikke. (Prov. dan., 73.)


zu2.

Frz.: Mieul se vault souffler que brusler.

Holl.: Beter hard geblasen, dan de mond gebrand. (Harrebomée, II, 96b.)

Lat.: Afflare praestat edutia quam aduri. (Bovill, II, 66.)


zu8.

Mhd.: Des wil ich mich vil wol gehaben, blasen vnd mot ym munde haben. – Mit blasen doch kan mel ym mund. (Morszheim, 28 und 89; Zingerle, 101.)

Dän.: Man kand ey baade blaese og have meel i munden. (Prov. dan., 412.)


zu9.

Span.: Soplar y sorber no puede junto ser. (Cahier, 3719.)

zu10.

Engl.: A man cannot spin and reel at the same time.

Frz.: On ne peut sonner les cloches et aller à la procession.

It.: Non si può tenere la farina in bocca soffiare.

Schwed.: Man kan inte blåsa och ha mjöl i munnen på samma gång. (Marin, 20.)


zu26.

Holl.: Hij wil wel blazen, maarhvudt het meel liefst in den mond. (Harrebomée, II, 70b.)


35. As män bluset, wert's (wird) kalt. (Jüdisch-deutsch. Warschau.)

Mit Bezug auf das Schopherblasen am Neujahr, welches in den Monat September fällt und der Vorbote des Herbstes ist (s. Hörnchen).


36. Blasen ist nicht flöten, ihr müsst die Finger bewegen.Goethes Werke Ausgabe in 40 Bänden, S. 153.


37. Man bläset auch bei einer Jagd, bei der nichts gefangen wird.

Dän.: Man skal og blase til jagt hoor intet fanges. (Prov. dan., 73.)


38. Man kann nicht zugleich blasen und jagen nach Hasen.

Frz.: Hume et souffler courir et ensembler corner n'est pas chose à tolerer. (Leroux, II, 229.)


*39. A blêst wî der Frôsch bei der Lusche. (Troppau.) – Peter, I, 447.


*40. Blasen wie der Püster in der Kirche zu Dobberan.Hermes, II, 461.

Von einem sehr Erregten, Wüthenden. Der Püster ist ein kleiner Blasebalg, um besonders den Puder gleichmässig auf die Haare zu bringen. (Vgl. Dähnert, 362b.) In der Kirche zu Dobberan scheint er auf eine mecklenburgische Antiquität zu deuten.


*41. Der will aach blose und's Mehl em Maul halle. (Nassau.) – Kehrrein, VI, 28.

Seinen Zweck erreichen, aber nichts dafür verwenden.


*42. Geh', ich blase dir Etwas.


*43. He bläst froeh un drift late. (Lippe.)

Er blässt früh und treibt spät, d.h. er zeigt vor Beginn des Werks grosse Eile, ist aber saumselig bei der Ausführung. Von Dorfhirten entlehnt.

*44. Man wird ihm eins blasen.

Er hofft vergebens.


*45. Se blösst as 'ne Adder (Otter).

Schäumt vor Wuth.


*46. Sie blasen aus D-moll wie die Trompeten vor Jericho.

Scherzwort; sie demolirten bekanntlich die Stadt.


Quelle:
Karl Friedrich Wilhelm Wander (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon, Band 1. Leipzig 1867.
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