Geiser

Geiser

[166] Geiser oder Geyser (der große) auf Island, gehört zu den merkwürdigsten und großartigsten Naturerscheinungen, welche die Erde darbietet, und besteht in einem ungeheuern, von der Natur selbst gebildeten Springbrunnen, der in gewissen Zeiträumen siedendheißes Wasser thurmhoch gen Himmel schleudert.

Derselbe liegt nebst mehren ihm ähnlichen, aber kleinern Springbrunnen ungefähr vier Meilen von dem Orte Skalholt in einer bergigen Gegend. Auf einem gegen 300 F. hohen Hügel sieht man ein etwa 50 F. im Durchmesser haltendes Becken, in welchem sich siedendes Wasser in fortwährender Bewegung befindet und Dampfwolken aussendet. Von Zeit zu Zeit hört man unterirdisches Getöse, in immer schnellerer Folge lassen sich einzelne Krache, wie heftige Kanonenschläge, hören und bald erheben sich einzelne Wassersäulen. Die ersten haben nur eine Höhe von etwa 15–20 F., aber die folgenden erreichen nicht selten eine Höhe von 100 und mehr Fuß. Es ist ein unbeschreiblich erhabener Anblick. Dampfwolken und Schaum hüllen die emporspritzende Wassersäule, die sich nach oben in verschiedene Arme garbenförmig theilt, ein; durch das Sonnenlicht und durch Winde, welche das Wasser und die Dampfwolken mit Gewalt fortführen, wird die Erscheinung noch erhöht. Die Gewalt, mit der das Wasser emporstürzt, das unterirdische Gedröhne und das Brausen des wieder herabstürzenden Wassers erschüttern die Seele des Beschauers. Nach dem letzten heftigsten Ausbruche sinkt das Wasser im Bassin in einer 10 F. weiten, in die Tiefe führenden Röhre herab, sodaß diese selbst oft bis zu 60 F. Tiefe sichtbar wird. Allmälig steigt das Wasser wieder empor, das Bassin füllt sich wieder und nach einiger Zeit erfolgen neue Ausbrüche. Wirst man Steine in das Wasser, so erfolgt alsbald ein heftiges Aufbrausen und bei den Ausbrüchen werden diese Steine mit dem Wasser emporgeschleudert. Unter den heißen Quellen, welche den großen oder alten Geiser umgeben, zeichnet sich namentlich der neue Geiser aus, der nicht minder große Wassersäulen emporschleudert, wie der [166] alte Geiser. Es ist gewiß, daß diese merkwürdigen Quellen mit den übrigen vulkanischen Erscheinungen der Insel im innigsten Zusammenhange stehen. Das unterirdische Feuer gibt ihnen die große Hitze, und der zurückgehaltene Wasserdampf, der sich in unterirdischen Höhlen ansammelt, ist es höchst wahrscheinlich, der, nachdem er eine Spannkraft erreicht hat, die sich mit Gewalt Bahn bricht, das Wasser zu so beträchtlicher Höhe emporschleudert.

Quelle:
Brockhaus Bilder-Conversations-Lexikon, Band 2. Leipzig 1838., S. 166-167.
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