Handschuhe

[328] Handschuhe sind ein bekanntes Kleidungsstück, welches gegenwärtig vorzüglich zum Schmuck und zum Schutz der Hand gegen Kälte, Sonnenschein, Regen, Schmuz u.s.w. getragen wird, ehemals aber vorzugsweise als Waffenstück der Krieger betrachtet wurde. Daher trugen im Mittelalter namentlich nur die Ritter Handschuhe, und galt außerdem das Tragen derselben, insofern sie keinen Theil der Bewaffnung ausmachten, als ein Vorrecht der Könige und der hohen Geistlichkeit. Der Handschuh wurde häufig auch in symbolischer Bedeutung genommen. Als Zeichen der Herausfoderung zum Zweikampf warf der Ritter dem Gegner seinen Handschuh hin, Dasselbe that bei ehrenrührigen Beschuldigungen der Angeklagte, indem er Jeden zum Kampf auffoderte, der jene Beschuldigung für wahr halte; wer den Handschuh aufhob, nahm den Zweikampf an. Auch wurde die Fehde durch Übersendung eines Handschuhs (daher Fehdehandschuh) angekündigt. Schenkungen, Privilegien, Bewilligungen von Seiten der Fürsten (namentlich zur Anlegung einer Stadt, des Münzrechts, der Marktfreiheit) wurden sinnbildlich durch Übergebung von einem oder von ein Paar Handschuhen bestätigt. Gegenwärtig, wo die Handschuhe einen der allgemein gebrauchtesten Luxusartikel ausmachen, bilden sie einen bedeutenden Gegenstand des Handels und der Fabrikation. Sie werden theils von Handschuhmachern oder Beutlern, theils in großen Fabriken verfertigt. Man verfertigt sie aus Leder, Pelzwerk, Seide, Wolle oder Baumwolle. Die Pelzhandschuhe macht der Kürschner, die seidenen, wollenen und baumwollenen werden nach Art der Strümpfe verfertigt. Am gebräuchlichsten sind die Lederhandschuhe, und man unterscheidet dieselben theils nach der Form in lange (welche einen Theil des Arms mitbedecken) und kurze, in Fingerhandschuhe, Fausthandschuhe (bei denen nur der Daumen ein besonderes, die übrigen Finger ein gemeinschaftliches Behältniß haben), sogenannte Theehandschuhe (welche nur die Mittelhand bedecken), Klappenhandschuhe u.s.w., theils nach Geschlecht und Alter der Personen, für welche sie bestimmt sind (Manns-, Frauen-, Kinderhandschuhe), theils endlich nach der Beschaffenheit des Leders, aus dem sie gearbeitet sind: Wasch- und Glacéhandschuhe. Jene sind aus sogenanntem Sämischleder bereitet und lassen sich bequem waschen; die besten und feinsten sind aus Gemsleder oder aus Damhirschleder; die von Reh- und Hirschleder zeichnen sich durch Festigkeit aus. Die Glacéhandschuhe, auch glanzlederne, glasirte, erlanger oder romanische Handschuhe genannt, zeichnen sich durch schönes Ansehen aus. Zu den besten nimmt man die Felle von jungen Lämmern und Ziegen, welche auf besondere (franz.) Weise zubereitet, geglättet und zum Theil mit einem eignen Firniß überzogen werden. Die sogenannten dänischen Handschuhe werden gleichfalls aus Lämmerfellen gemacht und erhalten ihren eigenthümlichen Geruch und ihre bräunliche Farbe durch die Rinde der Söhtweide, welche bei der Bearbeitung des Leders angewendet wird. Von der Feinheit des Leders und der Sauberkeit der Nähterei hängt der Werth der Handschuhe ab. Die bedeutendste Handschuhfabrikation in Deutschland, welches gegenwärtig keinem andern Lande hierin nachsteht, ist in Wien, Prag, Erlangen, Kassel, Dresden, Tirol u.s.w. Die nach franz. Art verfertigten werden allgemein für franz. Handschuhe ausgegeben. In Tirol werden besonders schöne waschlederne Handschuhe verfertigt und von den Tirolern weithin auf die Märkte getragen. Unter den franz. Handschuhen sind besonders die in Blois verfertigten Gands de Canepin oder de peau de poule (d.h. von Hühnerleder, sie bestehen aber aus zartem Lammleder) berühmt, von denen man ein Paar in eine Nußschale soll drängen können. Auch aus Italien kommen schöne, besonders parfumirte Handschuhe. Die dänischen Handschuhe wurden ehemals besonders in der Gegend von Randers verfertigt und heißen daher auch randersche Handschuhe, wer den aber gegenwärtig besonders in und um Odense fabricirt. Auch England liefert sehr viele und schöne Lederhandschuhe, namentlich sind die Hühnerlederhandschuhe von Limerick in Irland so sein, daß ein Paar durch einen Fingerring gezogen werden kann.

Quelle:
Brockhaus Bilder-Conversations-Lexikon, Band 2. Leipzig 1838., S. 328.
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