Klopstock

Klopstock

[617] Klopstock (Friedr. Gottlieb), der durch den erhabenen Schwung seiner Poesien und durch seine Verdienste um Ausbildung der deutschen Sprache ausgezeichnete Dichter der Deutschen, war der Sohn eines Commissionsrathes zu Quedlinburg und wurde daselbst am 2. Juli 1724 geboren.

Nachher pachtete sein Vater das Amt Friedeburg bei Wettin an der Saale, und der künftige Dichter brachte daher seine Knabenjahre auf dem Lande zu. Auf dem Gymnasium zu Quedlinburg und auf der Schulpforte bereitete er sich zu den Universitätsstudien vor. An der Schulpforte hing K. noch später mit großer Liebe, denn hier fand er würdige Lehrer, welche ihn in das griech. und röm. Alterthum einführten, an dessen Meisterwerken er sich bildete und begeisterte. Schon auf dieser Bildungsanstalt beschäftigte sich K. mit dem Gedanken an ein großes episches Gedicht, und auf der Universität Jena, welche er 1745 bezogen hatte, um Theologie zu studiren, arbeitete er schon an den ersten Gesängen seines weltberühmten »Messias«. Schon im folgenden Jahre ging K. auf die Universität Leipzig und wurde hier mit den Dichtern Cramer, Schlegel, Rabener und Zachariä bekam, welche die »Bremischen Beiträge« herausgaben, durch die 1748 die drei ersten Gesänge des »Messias« veröffentlicht wurden. Dieses Gedicht machte großes allgemeines Aufsehen und fand ebenso viele Bewunderer und Verehrer als Feinde und Verketzerer. K. ging 1748 zu einem Verwandten nach Langensalza und übernahm die Aufsicht über dessen Kinder. Hier lernte er Fanny Schmidt kennen, zu welcher er eine tiefe Liebe faßte und die er, obgleich er keine Erwiderung in seiner Liebe fand, doch durch seine an sie gedichteten Oden verherrlicht hat. Freunde, welche ihm sein »Messias« in der Schweiz gewonnen hatte und an deren Spitze Bodmer stand, bewogen K. 1750 nach Zürich zu kommen. Bald darauf erhielt er aus Dänemark, besonders auf Betrieb des Ministers Bernstorff, einen Ruf nach Kopenhagen mit Anbietung eines Jahrgehaltes von 400 Thalern zu Vollendung des »Messias«. Als er 1751 nach Kopenhagen reiste, lernte er in Hamburg Meta oder Margaretha Moller, eine eifrige Verehrerin seiner Poesie, kennen. Er feierte dieselbe nachmals in seinen Gedichten unter dem Namen »Cidli«. In Kopenhagen wurde er ehrenvoll aufgenommen und dem Könige Friedrich V. vorgestellt. Im folgenden Sommer hielt er sich in Hamburg auf, lernte Meta noch näher kennen und lieben, und im Sommer 1754 verband er sich mit derselben für immer. Schon 1758 wurde ihm aber das durch die innigste Liebe mit ihm vereinigte edle Weib durch den Tod entrissen. K. hielt sich nun seit 1759 abwechselnd in Braunschweig, Quedlinburg und Blankenburg auf und kehrte erst 1763 nach Kopenhagen zurück. Als der Graf von Bernstorff 1770 seine Entlassung als Minister erhalten hatte, begab sich K. nach Hamburg. Er [617] führte den Titel eines dän. Legationsrathes und war vom nachmaligen Großherzog Karl Friedrich von Baden zum Hofrath mit einem Jahrgehalte ernannt worden. Im J. 1773 wurde der »Messias« vollendet. Nachdem sich K. 1792 zum zweiten Mal, und zwar mit Johanne Elisabeth, geb. von Dimpfel, verwitwete Frau von Winthem, verheirathet hatte, starb er am 14. März 1803. Bei seinem überaus feierlichen Begräbniß auf dem Kirchhofe zu Ottensen bei Hamburg zeigte sich, wie groß die Liebe und Verehrung war, welche der Dichter allgemein genoß. Frömmigkeit, Reinheit der Gesinnung, Geradheit und ein edler Stolz waren die Grundzüge seines Charakters, und dabei hing er mit aufopfernder Liebe an seiner Familie und an seinen Freunden, liebte den Scherz, ohne doch in seiner Heiterkeit verletzend zu werden. Er war ein großer Freund des Schrittschuhlaufens. Das Ausgezeichnetste unter den poetischen Schöpfungen K.'s sind wol seine Oden, in denen er die deutsche Sprache mit einer Kraft und Gewandtheit handhabte, welche bis dahin nicht erhört war und durch welche die Sprache nicht verunstaltet, sondern ausgebildet wurde. Er machte die Verskunst der Alten der deutschen Sprache zu eigen. Geeigneter noch, in das Volk überzugehen, waren seine geistlichen Lieder, welche entfernt von aller Empfindelei doch die tiefste und innigste Religiosität athmen. In diesen wendete er auch den sonst von ihm verschmähten Reim an. Seine gesammelten Schriften sind in 12 Bänden (Leipz. 1799–1817 und 1823) erschienen. Im J. 1824 feierte man in Quedlinburg und Altona die hundertjährige Wiederkehr seines Geburtstages.

Quelle:
Brockhaus Bilder-Conversations-Lexikon, Band 2. Leipzig 1838., S. 617-618.
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