Paskewitsch

Paskewitsch

[422] Paskēwitsch (Joh. Fedorowitsch), Graf von Eriwan, Fürst von Warschau und kais. russ. Feldmarschall und Statthalter im Königreiche Polen, der ausgezeichnetste unter den lebenden russ. Feldherren, wurde von adeligen Ältern 1782 zu Pultawa geboren und in Petersburg zuletzt im kais. Pageninstitut erzogen.

Kaiser Paul I. ernannte ihn zu seinem Leibpagen und später zum Lieutenant bei der Garde und kais. Adjutanten, welche Stelle er auch beim Kaiser Alexander I. behielt. In dem 1806 begonnenen Kriege mit den Türken, während dessen er dem Sturme auf Brailow als Freiwilliger beiwohnte und dabei schwer verwundet wurde, stieg P. bis zum Chef der ersten Brigade der 26. Infanteriedivision, deren Commando er 1812 erhielt. Der mit Frankreich beginnende Krieg gab ihm neue Gelegenheit, sich auszuzeichnen, und am Tage nach der Schlacht bei Leipzig, wo er 29 Kanonen eroberte, wurde er zum Generallieutenant befördert. Die unter seinem Befehl stehenden Truppen nahmen hierauf an der Blockade von Magdeburg und Hamburg Theil, 1814 aber wohnte P. als Führer einer Grenadierdivision der Einnahme von Paris bei. Napoleon's Rückkehr von Elba führte auch P. wieder nach Frankreich, von [422] wo er als Befehlshaber des Grenadiercorps nach Wilna ging und 1817 Begleiter des Großfürsten Michael auf dessen Reisen im In- und Auslande wurde. Die außerordentlichen Erfolge, welche er in dem von Rußland gegen Persien 1826–27 geführten Kriege erkämpfte, während dessen er an die Stelle des Generals Yermoloff zum Oberbefehlshaber des kaukasischen Heers ernannt wurde und welche den im Febr. 1828 geschlossenen günstigen Frieden mit Persien herbeiführten, brachten P. die Erhebung zum Grafen mit dem Beinamen von Eriwan (Eriwanski) wegen der Einnahme dieser Hauptstadt von Armenien, sowie ein Geschenk von einer Mill. Papierrubel ein. Er focht hierauf 1828–29 mit gleicher Auszeichnung gegen die Türken in Kleinasien, dessen Hauptstadt Erzerum er nach vielen glänzenden Waffenthaten im Jul. 1829 einnahm und außer andern Ehren zum Feldmarschall ernannt und mit einer der von ihm eroberten 33 Fahnen beschenkt wurde. Die Unterwerfung der räuberischen Gebirgsvölker am Kaukasus beschäftigten P. seit 1830, bis er nach dem Tode des Grafen Diebitsch (s.d.) im Jun. 1831 an die Spitze der das empörte Polen (s.d.) bekämpfenden Armee berufen, bei Bestürmung von Warschau durch eine Kanonenkugel am Arme verwundet, nach Unterdrückung des Aufstandes aber zum Fürsten von Warschau und zum Statthalter des wiedereroberten Landes, sowie 1832 zum Präsidenten des neueingerichteten Verwaltungsrathes ernannt wurde. In dieser von ihm noch bekleideten Stellung hat er mit Umsicht und Nachdruck wenigstens die gesetzliche Ordnung immer streng aufrecht zu halten gewußt. Im Aug. 1835 leitete P. die Manoeuvres der im Lager bei Kalisch versammelten russ. und preuß. Truppen und ward nach Beendigung derselben zum Chef des von ihm als Oberst 1810 gebildeten Orel'schen, jetzt nach ihm benannten Jägerregiments ernannt, vom König von Preußen aber mit einem mit Brillanten besetzten Degen beschenkt. Ein Sohn P.'s erhielt 1835 im Preobaschensky'schen Garderegiment eine Offizierstelle.

Quelle:
Brockhaus Bilder-Conversations-Lexikon, Band 3. Leipzig 1839., S. 422-423.
Lizenz:
Faksimiles:
422 | 423
Kategorien: