Paskēwitsch

[723] Paskēwitsch, Iwan Feodorowitsch P., Graf von Eriwan, Fürst von Warschau, Sohn des 1832 als Collegienrath in Charkow verstorbenen Feodor P., geb. 19. (8.) Mai 1782 in Pultawa, trat 1800 als Lieutenant in die Preobradschenskische Leibgarde, wurde bald Flügeladjutant des Kaisers Paul I. u. dann auch Alexanders, ward 1805 bei Austerlitz verwundet, ging hierauf zur Donauarmee u. überbrachte 1807 der Pforte die russische Kriegserklärung; er wurde 1809 bei Braila verwundet u. Oberst, war beim Sturm auf Basardschik u. 1810 in der Schlacht bei Batyn, worauf er Generalmajor wurde u. 1812 beim Corps des Fürsten Bagration stand. Hier zeichnete er sich bei Smolensk, Borodino, Malo-Jaroslawez u. Krasnoi aus, kam dann zu dem General Miloradowitsch u. verfolgte mit demselben die Franzosen, trat nachher zu dem Corps des General Doctorow u. blieb mit demselben in Polen zurück, bis er nach dem Waffenstillstand mit dem Bennigsenschen Corps nach Böhmen u. zur Schlacht von Leipzig ging. Generallieutenant geworden, machte er in dem dritten Corps des General Rajewsky den Feldzug 1814 mit, war bei der Eroberung von Paris, erhielt das Commando über eine Gardedivision, begleitete 1817–20 den Großfürsten Michael auf seiner Reise durch Europa u. wurde 1823 Generaladjutant. 1826 erhielt er als General ein Commando unter Yermalow gegen die Perser u. siegte 25. Sept. bei Elisabethpol über Abbas Mirza; im April 1827 erhielt er statt des General Yermalow das Gouvernement Georgien u. den Oberbefehl gegen die Perser, er ließ Eriwan berennen, nahm Nahitschewan, schlug Abbas Mirza bei Dschewan-Bulat u. nahm die Festung Abbas-Abad, belagerte Eriwan vom 6. bis 19. Oct. u. stürmte am letzten Tage die Bresche, worauf die Festung capitulirte. Hierdurch wurden die Perser zum Frieden von Turkmantschai vom 22. Febr. 1828 bewogen, u. nach demselben wurde P. zum Grafen von Eriwan ernannt. 1828 befehligte er das Corps, welches im April in das türkische Kleinasien einfiel, dasselbe nahm die Festungen Kars, Poti, Akhalkhaki, Ghertvissy, Bajazet u. Anapa u. eroberte die Paschaliks[723] Akhalzik, Kars u. Bajazet. 1829 drang er in das Paschalik Erzerum ein u. gewann 9 Juli Erzerum. Nach dem Frieden wurde er Feldmarschall. 1830 führte er eine Expedition gegen die kaukasischen Bergvölker u. unterwarf Daghestan. Im Juni 831 trat er an die Stelle des verstorbenen Grafen Diebitsch im Commando gegen die Polen, beendigte durch die Umgehung des Feindes u. die Überschreitung der Weichsel bei Thorn, dann durch Vordringen von da nach Warschau, so wie durch die Schlacht bei Warschau u. Einnahme dieser Stadt, die polnische Insurrection, erhielt dafür den Titel eines Fürsten von Warschau u. wurde Vicekönig im Königreich Polen. Als solcher setzte er 1832 das organische Statut, welches an die Stelle der früheren polnischen Constitution trat, in Kraft, befestigte Warschau sehr stark u. suchte die Gemüther der Polen zu beruhigen. 1849 befehligte er das russische Corps, welches in das insurgirte Ungarn einmarschirte, drängte mit den Österreichern die Ungarn zurück u. zwang Görgey bei Vilagos 13. Aug. zur Capitulation. Nachdem Ungarn pacificirt war, kehrte er nach Polen zurück u. wurde 1850 auch vom Kaiser von Österreich u. vom König von Preußen zum Feldmarschall ernannt. Im April 1854 übernahm er den Oberbefehl der russischen Truppen an der Donau, verließ aber, in Folge einer Verwundung vor Silistria, bereits im. Juni d.i. den Kriegsschauplatz u. ging auf seine Güter in Podolien. Im August kehrte er nach Warschau zurück u. st. hier den 1. Febr. 1856 u. wurde in dem Familienbegräbniß zu Iwanowskoje beigesetzt. Vgl. I. Tolstoi, Essai biogr. et hist. sur le Feldmaréchal Prince de Varsovie, Par. 1835.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 12. Altenburg 1861, S. 723-724.
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