Brand im Getreide

[645] Brand im Getreide, Nach Knight und Decandolle sind die verschiedenen innerlichen Schmarotzerpflanzen, welche im Getreide die krankhaften Veränderungen hervorbringen, welche im Allgemeinen B. genannt werden, wirkliche Pilze, und sie entwickeln sich vornämlich stark, wenn auf einen sehr trockenen Juni ein warmer und regnerischer Juli folgt. Gelegenheitsursachen dazu sind unstreitig plötzliche Veränderungen in der Atmosphäre. lange Trockenheit. Mangel an Licht, zu dichte Saat, Stehenbleiben des Wassers, und vor Allem eine mit Wasser beschwerte Atmosphäre, insbesondere im Frühjahr. – Der Landwirth unterscheidet 1. den ächten Rost oder röthlichen Staubbrand, der Gerste und Weizen besonders gern befällt und Blätter und Scheiden fuchsroth staubig überzieht. Die Botaniker behaupten. er bestehe aus einer Menge von kleinen Pilzen, die sie Uredo rubigo und Puccinia graminis nennen. – 2. Den Flugbrand, Ruß- oder Nagelbrand (Uredo segetum), welche in den Spelzen der Aehrchen zum Vorschein kommt als schwarzer oder grünlich brauner Staub. Es ist Thatsache, daß je tiefer der Samen untergebracht wird, desto häufiger Flugbrand erscheint. namentlich bei der Gerste und dem Hafer, dem Weizen wird er weniger gefährlich. – 3. Faulbrand. Stein- oder Schmierbrand (Uredo Caries), ein schwarzer, ins Grünliche spielender fettiger stinkender Staub im Innern des Kornes. Man erkennt dergleichen kranke Halme schon beim Aufschießen an dunkleren Blättern und man riecht das Uebel schon, ehe die Aehre aus der Scheide ist; diese selbst ist bläulich und schmal am Anfang, später aber breiter als gesunde Aehren und bleibt aufrecht, weil die Körner gar leicht sind. Der Weizen, insbesondere Sommerweizen, übrigens auch Dünkel leiden sehr vom Faulbrand. Derselbe wirkt ansteckend, weßhalb frischer Dünger, in welchen faulbrandige Waare geworfen worden, leicht Ursache dazu geben kann. Ist die Saatfrucht davon angesteckt, so ist hier Reinigung der Saatfrucht in einer Auflösung von schwefelsaurem Kupfer (blauer Vitriol) u. häufiger Wechsel der Saatfrucht ganz am Platze. – 4. Mutterkorn (Clavus secalinus) ist eine Hauptkrankheit des Roggens, bisweilen auch des Mais und erscheint als walzenrundes, brüchiges, langes Horn an der Stelle eines Samens, meist von schwarzblauer Farbe; tritt am Häufigsten auf, wenn es während der Roggenblüthe viel regnet. Mutterkorn in größerer Menge unter das Mehl gebracht kann gefährliche Zufälle erregen und in der Medicin spielt es als ein Specificum, das auf den Uterus wirkt, eine bedeutende Rolle.

Quelle:
Herders Conversations-Lexikon. Freiburg im Breisgau 1854, Band 1, S. 645.
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