Knofeleben Meine Schwester mit den goldroten Haaren, und ich damals Braungelockter, und mein Vater, der aussah wie ein alter Holzknecht, wir stiegen auf zur Knofeleben. Mitten im Föhrenwalde übernachteten wir in der Graf Hoyosschen Jägerhütte. Wir schliefen auf Tannenzweigen, »Graß ...
Knut Hamsun-Aufruf Zu dem Aufrufe im Simplicissimus zu einer Sammlung für Knut Hamsun, welchem das Staatsstipendium entzogen wurde und welcher darbte. Ewige Philosophie des Kreuzes – – –! Wer das Gute giebt den Menschen – – – muss elend werden!!! So sehr scheint dieses »das ...
Konrad Krause Nicht einmal in der Nacht habe ich hier Ruhe. Häufig reißt mich eine Hand von dem Schlaf oder ein Wort. Weil alles finster ist, weiß ich oft am Morgen noch nicht, wer bei mir war. Ich muß früh ...
Korrespondenz zwischen mir und meinem Vetter, die Bibelübersetzungen betreffend Hochgeehrter Hochgelahrter Herr Vetter! Marschierte neulich mit ein'm Kamraden durch 'n Dorf neben der Kirch hin; die Tür zum Gottsacker stand offen, und wir gingen h'nein. 's ist mit ...
Krankheit Morgen kommt meine Schwester. Nahe Verwandte sind in ihrem eigenen Walten eingesponnen, eingekerkert. Sie betrachten alles andere, wenn sie auch noch so momentanes Mitgefühl empfinden, als eine Sache, die sie eigentlich nichts angeht und von ihren wichtigen Lebensdingen ...
Krankheit Ich bin krank – – –. Der Leichtsinn entschwindet aus mir und ich bedenke die Dinge. Lebet wohl! Der Leichtsinn entschwindet aus mir! Zu spät werde ich bedenklich . Wie schön war es, als ich gesund war – – –. Aber das wußte ich damals nicht ...
Krankheit Ich habe manches gelernt in meiner letzten, meiner allerletzten Erkrankung, die mit Selbstmord oder langsamerem Tode enden muß! Ausweg gibt es keinen! Erstens ist Morphium ein entsetzliches Lähmungsmittel, den Stoffwechsel um das Sechsfache herabsetzend. Denn Laxèn Scholz, von dem ...
Friedrich Schlegel Kritische Fragmente [Lyceums-Fragmente] [1] Man nennt viele Künstler, die eigentlich Kunstwerke der Natur sind. [2] Jedes Volk will auf der Schaubühne nur den mittlern Durchschnitt seiner eignen Oberfläche schauen; man müßte ihm denn Helden, Musik oder Narren zum ...
Kuno Kohn Seit einem halben Jahr wohne ich in dem Haus. Von den Bewohnern hat noch niemand etwas bemerkt. Ich bin vorsichtig. Das weiße Kostüm bringt mir Glück. Ich verdiene genug. Und habe angefangen zu sparen; denn ich fühle, daß ...
Kunst, nun will ich über Dich sprechen, so wie ich Dich verstehe und auffasse mit meinem Herzen: wie ein edles Phantom bist du bisher gewesen, wie ein wundersames Gespenst, das am hellichten Alltage der Strasse vor den geschäftigen, allzu geschäftigen ...
Künstlerfest Ich saß mit fünf Frauen an einem reservierten Tische des großen Künstlerfestes im Künstlerhause. Sie hatten erlesene Kostüme an und sahen aus wie aus besseren und geheimnisvollen Welten. Die eine hatte ein rosenrotes Krinolinenkostüm an, eine herzige Frisur mit ...
La Zarina A.L. und P.A. sahen sie zum ersten Male in dem Auslagekasten für Photographieen am Kohlenmarkt. Sie starrten schweigend das Vollkommene an, begannen sogleich alle Frauen zu hassen, die bisher in ihren Lebensweg getreten waren und verachteten ...
Landpartie Wenn ich mit einem schönen anmutigen bescheidenen wohlerzogenen jungen Mädchen eine Landpartie in Frühlingszeiten mache, so kommt sie mir anfangs vor wie eine Einigkeit mit dem Waldesrande, der Wiese, dem melancholischen Teiche, dem gurgelnden fast unsichtbaren Wiesenbache. Aber natürlich ...
Landpartie Er machte mit ihr eine Landpartie und dachte besorgt an alles, was sie brauchen könnte. Er hatte Nadeln bei sich und Sicherheitsnadeln und Englischpflaster, rot und weiß, und Chocolat Suchard Milka, und Soda-Mint, und Arnika gegen Gelsenstiche und ...
Landstädtchen Die Frauen. Hier ist keine »Prinzessin des Lebens«, keine, die lächelt wie die Morgenröthe und Alles wacht auf, lebt – –! Wie nach einem Wochenbette sind sie, ein bischen erschöpft, müde, wie Schmetterlinge im Oktober, wenn Frost kommt. »Was können wir ...
Dominicus Wenz Lehrreiches Exempel-Buch Das ist: Auserlesene von theils frommen, theils ungerathenen, theils gebesserten Kindern, nicht weniger, zur Marianischen Andacht bewegende, und andere merckwürdige Begebenheiten, sinnreiche Reden unterschiedlicher Personen, lehrreiche Fabeln, zur Aufmunterung Christ-Catholischer Jugend, wie auch denen Erwachsenen ...
Leopold Lehmann Ich bin Beamter einer Bank. Da ich keine Protektion habe, auch nicht ungewöhnlich tüchtig bin, komme ich nicht vorwärts. Ich bearbeite seit mehr als dreißig Jahren in derselben Abteilung dieselben Buchstaben. Deshalb hält man mich für gewissenhaft. Seit ...
Les Seins Eine Frau, deren Brüste nicht dem Ideale der Vollkommenheit entsprechen, kann eigentlich während ihres ganzen Lebens nicht eine einzige Stunde lang wirklich ganz glücklich, frei und zufrieden sein! Si je ne vous aime pas, madame, vos seins doi ...
Letzte Gedanken Eugen hatte herausgefunden, daß er am besten alles sehen würde, wenn der Spiegel etwas schräg zurückgelegt auf dem Tisch stände. Er saß auf dem Schreibtischsessel davor, den Kopf im Nacken, den Leib vorgebeugt. – Nun faßte er die Nase ...
Liebeserklärung eines Menschen, der zärtlich liebt, aber nicht vernünftig. Mademoiselle, Ich habe einige Jahre her das Vergnügen gehabt, durch einen öftern Umgang den Wert Ihrer Tugenden und die Vortrefflichkeit Ihrer Gemütsart kennen zu lernen. Da ich und Sie über die ...
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Schon der Titel, der auch damals kein geläufiges Synonym für »Autobiografie« war, zeigt den skurril humorvollen Stil des Autors Jean Paul, der in den letzten Jahren vor seiner Erblindung seine Jugenderinnerungen aufgeschrieben und in drei »Vorlesungen« angeordnet hat. »Ich bin ein Ich« stellt er dabei selbstbewußt fest.
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Romantik! Das ist auch – aber eben nicht nur – eine Epoche. Wenn wir heute etwas romantisch finden oder nennen, schwingt darin die Sehnsucht und die Leidenschaft der jungen Autoren, die seit dem Ausklang des 18. Jahrhundert ihre Gefühlswelt gegen die von der Aufklärung geforderte Vernunft verteidigt haben. So sind vor 200 Jahren wundervolle Erzählungen entstanden. Sie handeln von der Suche nach einer verlorengegangenen Welt des Wunderbaren, sind melancholisch oder mythisch oder märchenhaft, jedenfalls aber romantisch - damals wie heute. Michael Holzinger hat für diese preiswerte Leseausgabe elf der schönsten romantischen Erzählungen ausgewählt.
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