Öttingen [2]

[252] Öttingen, altes gräfliches, später fürstliches, 1806 mediatisiertes Dynastengeschlecht, das im ehemaligen schwäbischen Kreise reich begütert war, die Grafenrechte im Riesgau besaß und sich seit dem 12. Jahrh. nach ihrem Hauptsitz von Ö. nannte. Beträchtliche Teile des alten Besitzes gingen an die Grafen von Zollern und Württemberg sowie an die Herzoge von Bayern verloren. In der Reformationszeit bestanden zwei Linien; die altöttingische, die protestantisch wurde, 1674 die Fürstenwürde erhielt und 1731 ausstarb, und die altwallersteinische, die katholisch blieb. Die letztere spaltete sich gegen Ende des 16. Jahrh. in drei Äste; Graf Wilhelm (gest. 1600) gründete den Ast Ö.-Spielberg, der 1734 die Reichsfürstenwürde erwarb und gegenwärtig durch Fürst Albrecht, erblichen bayrischen Reichsrat und Kron obersthofmeister, geb. 21. Juni 1847, repräsentiert wird, während Graf Wolfgang (gest. 1598) der Stammvater des Astes Ö.-Wallerstein wurde, der seit 1774 reichsfürstlich ist und durch Fürst Karl, bayrischen Reichsrat und württembergischen Standesherrn, geb. 27. April 1877, repräsentiert wird. Der dritte Ast, Ö.-Baldern, ist ausgestorben. Das Gesamtgebiet des Hauses umfaßte bei der Mediatisierung 1806 etwa 1652 qkm (30 QM.) mit 56,000 Untertanen und gehört jetzt teils zum bayrischen Regbez. Schwaben, teils zu Mittelfranken, teils zum württembergischen Jagstkreis; die Häupter beider Linien wurden in Bayern, das von Ö.-Wallerstein auch in Württemberg standesherrlich; Ö.-Spielberg erhielt 1855 das bayrische Obersthofmeisteramt als Kronlehen. Vgl. Grupp, Öttingische Geschichte der Reformationszeit (Nördl. 1894) und Öttingische Regesten (das. 1896 ff.); Herold, Geschichte der Reformation in der Grafschaft Ö. 1522–1569 (Halle 1902).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 15. Leipzig 1908, S. 252.
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