Apostel [1]

[625] Apostel (griech., »Gesandte, Sendboten«), im allgemeinen im Neuen Testament alle diejenigen, die irgendwie ausgesendet wurden, um das Evangelium zu verkündigen; im engern Sinne die zwölf Jünger, die Jesus aus dem großen Kreise seiner Anhänger auswählte und aussandte, um durch ihre Predigt die neue Gemeinde zu stiften. Ihre Namen gibt uns das Neue Testament in vier sogen. Apostelkatalogen (Matth. 10, 2–4; Markus 3, 16–19; Lukas 6, 14–16; Apostelgeschichte 1,13); sie heißen: Simon Petrus, Andreas, Jakobus, Johannes, Philippus, Bartholomäus, Thomas, Matthäus, Jakobus Alphäi Sohn, Lebbäus, Simon, Judas Ischariot, an dessen Stelle später Matthias getreten ist. Die Namen stimmen in den vier Verzeichnissen nicht völlig überein; doch wird in der Regel angenommen, daß Bartholomäus dieselbe Person ist mit Nathanael, Matthäus mit Levi, Lebbäus mit Thaddäus oder Judas Jakobi (d.h. des Jakobus Sohn). Die erste Stelle nehmen die beiden Brüderpaare ein, Petrus und Andreas und die Zebedaiden Jakobus und Johannes. An der Spitze erscheint in allen Katalogen Simon Petrus, der zuerst Berufene und ständige Wortführer seiner Mitapostel. Mit ihm bilden die beiden Zebedaiden den engern Kreis der Vertrauten Jesu, alle zwölf aber gleichsam die Mustergemeinde, die Jesus heranbildete, einen mit Bezug auf das zwölfstämmige Israel abgeschlossenen Kreis, in dem die neuen religiösen und sittlichen Grundsätze sich verwirklichten und auch der Besitz für gemeinsam galt, während Jesus zu ihnen in dem Verhältnis eines Familienvaters steht. Erst[625] allmählich reiste in ihnen, und wieder in Petrus zuerst, der Glaube an die Messianität ihres Meisters. Ihre eigentliche Wirksamkeit beginnt erst mit dem Pfingsttage, als an die Stelle der Niedergeschlagenheit, in die sie der Tod Jesu versetzt hatte, eine volle Glaubenszuversicht getreten war. Von den meisten Aposteln, ihrer fernern Wirksamkeit und ihren Schicksalen schweigt die biblische Erzählung, und die sie betreffenden apokryphischen Überlieferungen haben keinen geschichtlichen Wert. Nach diesen sollen die A. die Erde als Missionsgebiet unter sich verteilt haben, dann zur Missionsarbeit ausgezogen und fast sämtlich als Märtyrer gestorben sein. Noch bis in die Mitte des 2. Jahrh. wurde der Name A. auch im weitern Sinne von wandernden Glaubensboten überhaupt gebraucht, wogegen das Apostolat als Amt oder Würde nicht fortgeführt wurde; nur als Rechtsnachfolger des Petrus nennt der römische Stuhl sich apostolisch. Vgl. Seufert, Der Ursprung und die Bedeutung des Apostolats in der christlichen Kirche (Leiden 1887). – A. eines Landes wird auch in späterer Zeit der Begründer des christlichen Glaubens in einem Lande genannt, so: Avila (A. von Andalusien), Gregor (A. von Armenien), Frumentius (A. der Äthiopier), Bonifacius (A. der Deutschen), Augustinus (A. der Engländer), Kilian (A. der Franken), Willibrord (A. der Friesen), Eliot (A. der Indianer), St. Patrick (A. Irlands), Ansgar (A. des Nordens), Adalbert von Prag und Bruno (A. der Preußen), Columbanus (A. der Schotten), Eligius (A. von Seeland), Cyrillus und Methodius (A. der Slawen).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 1. Leipzig 1905, S. 625-626.
Lizenz:
Faksimiles:
625 | 626
Kategorien: