Birch-Pfeiffer

[891] Birch-Pfeiffer, Charlotte, Schauspielerin und dramatische Schriftstellerin, geb. 23. Juli 1800 in Stuttgart, gest. 24. Aug. 1868 in Berlin, Tochter des Domänenrats Pfeiffer, der 1806 nach München übersiedelte, betrat bereits in ihrem 13. Lebensjahr das Münchener Hoftheater und bildete sich unter Zuccarinis Leitung mit großem Erfolg aus. Nach 1818 erhielt sie das ganze Fach der tragischen Liebhaberinnen übertragen und erntete auch auf Kunstreisen in Deutschland vielen Beifall. 1825 heiratete sie den auch als Schriftsteller, besonders als Verfasser des Werkes »Ludwig Philipp der Erste, König der Franzosen« (Stuttg. 1841–43, 3 Bde.; 3. Aufl. 1851) bekannten Christian Birch aus Kopenhagen (gest. 29. Aug. 1868 in Berlin). Ihre Kunstreisen erstreckten sich seitdem bis nach Petersburg und Pest sowie bis Amsterdam. 1837 übernahm sie die Direktion des stehenden Theaters in Zürich, das sie mit großer Umsicht leitete. Nachdem sie 1843 dieselbe niedergelegt, wurde sie 1844 am königlichen Theater zu Berlin für ältere Rollen engagiert, wo sie bis zu ihrem Tode verblieb. Ihre zahlreichen, meist nach Romanen bearbeiteten Bühnenstücke, die fast auf allen deutschen Theatern heimisch wurden, zeugen von dramatischer Anlage, namentlich aber von Kenntnis der Bühneneffekte sowie des vorherrschenden Geschmacks des Theaterpublikums, lassen aber künstlerische Durchbildung meist vermissen. Den meisten Beifall fanden: »Pfefferrösel« (zuerst ausgeführt 1828), »Hinko« (nach L. Storchs »Freiknecht«), »Die Günstlinge«, »Der Glöckner von Notre-Dame« (nach V. Hugos Roman), »Rubens in Madrid« (1839), »Scheibentoni«, »Die Marquise von Villette« (1845), »Dorf und Stadt« (1848). Letzteres, einer Erzählung Auerbachs nachgebildet, verwickelte sie in einen Prozeß, der aber zu ihrem Vorteil ausschlug. Von ihren vielen spätern Stücken haben sich auf der Bühne nur noch »Die Waise von Lowood« (1855, nach dem Roman »Jane Eyre« der Charl. Bronte) und »Die Grille« (1857) erhalten. Auch in Novellen versuchte sie sich. Ihre »Gesammelten dramatischen Werke« erschienen in 23 Bänden (Leipz. 1863–80), ihre gesammelten Novellen und Erzählungen in 3 Bänden[891] (das. 1863–65). – Ihre Tochter ist die Romanschriftstellerin Wilhelmine v. Hillern (s. d.).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 2. Leipzig 1905, S. 891-892.
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