Boas [2]

[102] Boas, 1) Eduard, Schriftsteller, geb. 18. Jan. 1815 in Landsberg a. W., gest. daselbst 12. Juni 1853, war erst Kaufmann, wandte sich später der literarischen Tätigkeit zu, bereiste den Süden und Norden Europas und lebte dann teils in Dresden und Berlin, teils in Weimar. Außerbelletristischen Werken (»Schriften«, Leipz. 1846–48, 5 Bde.) verfaßte er seinerzeit geschätzte literarhistorische Arbeiten, von denen die »Nachträge zu Schillers sämtlichen Werken« (Stuttg. 1838–40, 3 Bde.; neue Ausg. 1853), »Schiller und Goethe im Xenienkampf« (das. 1851, 2 Tle.) und besonders die von W. v. Maltzahn aus seinem Nachlaß herausgegebenen Werke: »Schillers Jugendjahre« (Hannov. 1856, 2 Bde.) und »Schillers und Goethes Xenienmanuskript« (Berl. 1856) zu nennen sind.

2) Franz, Ethnolog und Anthropolog, geb. 1858 zu Minden in Westfalen, studierte Naturwissenschaft in Heidelberg, Bonn und Kiel, beschäftigte sich zunächst mit physikalischen Arbeiten, übernahm aber 1883 die Verwaltung der deutschen meteorologischen Station in Baffinland, bestimmte hier die ehemalige Verbreitung der Eskimos und lieferte auch geographische Beiträge zur Kenntnis der Hudsonbai und des Baffinlandes. 1885 habilitierte sich B. in Berlin als Privatdozent, ging aber schon 1886 nach Nordwestamerika, besuchte die Indianer Britisch-Kolumbiens und machte dann bis 1827 wiederholte Reisen nach der amerikanischen Nordwestküste, auf denen er eine reiche Ausbeute auf anthropologischem, ethnographischem und sprachlichem Gebiet gewann. 1889 wurde er Professor der Anthropologie an der neugegründeten Clark-Universität in Worcester (Massachusetts), und 1893 fungierte er mit großem Erfolg als Direktorialassistent für die anthropologische Klasse der Weltausstellung in Chicago und organisierte dann die anthropologische Abteilung des Field Columbian-Museums in Chicago. Nach einer abermaligen Reise an die nordpacifische Küste bis Alaska wurde er 1895 an das Naturhistorische Museum in New York berufen, 1896 ernannte man ihn zum Dozenten für Anthropologie an der Columbia-Universität in New York, und 1900 erhielt er dort eine ordentliche Professur. Er schrieb: »Indianische Sagen von der nordpacifischen Küste Amerikas« (Berl. 1895).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 3. Leipzig 1905, S. 102.
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