Bochum

[109] Bochum, Stadt (Stadtkreis) im preuß. Regbez. Arnsberg, Knotenpunkt der Staatsbahnlinie Ruhrort-Holzwickede und andrer Linien, 108 m ü. M., hat 2 evangelische und 4 kath. Kirchen, eine Synagoge und (1900) 65,551 Einw., davon 30,249 Evangelische und 1002 Juden. B. ist ein Hauptplatz der westfällischen [109] Industrie; am bedeutendsten ist die Gußstahlfabrik des Bochumer Vereins für Bergbau und Gußstahlfabrikation (s. unten) mit (1900) 11,556 Arbeitern, einem Gesamtabsatz von 206,267 Ton. Stahl und Eisen im Werte von 38,3 Mill. Mk., mit Eisengießereien, 4 Hochöfen, Fabrikation feuerfester Steine, Koksöfen und einem Kost- und Logierhaus für 1200 Arbeiter. Der Verein betreibt Steinkohlenbergbau bei B. und Eisenerzbau im Nassauischen, Siegenschen und in Lothringen.

Wappen von Bochum.
Wappen von Bochum.

Von andern industriellen Etablissements sind zu nennen: die Gußstahlfabrik der Gesellschaft für Stahlindustrie (Produktion 1901: 74,941 T. Rohstahl und 62,376 T. Fabrikate), Bochumer Eisenhütte, Westfälische Eisenhütte, Eisengießerei und Maschinenfabrik, Metallgießerei nebst Armaturenfabrik, die Fahrendeller Hütte für Röhren und Façonstücke, Zinngießerei, Ziegeleien, ferner Fabriken für Drahtseile, Gußstahlseile, Sicherheitslampen, Öl, Tabak, Tapeten, Steinkohlenteer und Dachpappe, starker Steinkohlenbergbau (Grube Präsident). Von Unterrichts- und andern Anstalten bestehen ein Gymnasium, eine Oberrealschule, eine Bergschule, ein Theater und ein Waisenhaus. Die Stadt ist Sitz eines Landgerichts für die fünf Amtsgerichte: B., Herne, Recklinghausen, Wattenscheid und Witten, des Landratsamtes für den Landkreis B., einer Handelskammer, eines Bergreviers, einer Reichsbankstelle (Umsatz 1901: 1002,3 Mill. Mk.) und einer Knappschaftskasse. Der Magistrat zählt 10, die Stadtverordnetenversammlung 36 Mitglieder. B. ist Geburtsort des Industriellen und Staatsmannes v. Grolmann (gest. 1840). – Im Mittelalter war B. ein Dorf, Bokhem, das 1180 an das Erzstift Köln fiel und von diesem später an die Grafen von Kleve und Mark überlassen wurde. Aus der jülich-klevischen Erbschaft kam B. 1614 an Brandenburg. Vgl. Darpe, Geschichte der Stadt B. bis 1618 (Bochum 1888–94).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 3. Leipzig 1905, S. 109-110.
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