Bonneval [2]

[207] Bonneval (spr. bonn'wall), Claude Alexandre, Graf von, genannt Ahmed Pascha, Abenteurer, geb. 14. Juli 1675 zu Coussac in Limousin, gest. 23. Mai 1747, trat 1686 in das königliche Marinekorps und 1698 als Leutnant in die Garde, kaufte ein Regiment und machte die italienischen Feldzüge unter Catinat, Villeroi und Vendôme 1701–1703 mit. Amtlich gerügt, schrieb er dem Kriegsminister Chamillard einen ungezogenen Brief und mußte nach Italien flüchten. 1705–1706 hielt er sich in Venedig auf, trat in österreichische Dienste und ward 1706 Generalmajor. Nachdem er in den Feldzügen von 1706–12 gegen sein Vaterland gedient, ward im Frieden zu Rastatt 1714 sein Prozeß in Frankreich niedergeschlagen. [207] Kaiser Karl VI. beförderte ihn zum Generalleutnant und zum Mitgliede des Reichshofrats. Bald darauf zum Feldmarschallleutnant ernannt, nahm B. Anteil an der Eroberung von Temesvár und wurde in der Schlacht bei Peterwardein (1716) verwundet. In Paris, wohin er sich nach seiner Genesung begab, fand er ehrenvolle Aufnahme, kehrte indes bald nach Wien zurück, zeichnete sich in der Schlacht bei Belgrad 1717 aus und erhielt 1719 ein Kommando in Italien. Spottverse, die er auf die Umgebung des Prinzen Eugen gemacht, veranlaßten seine Rücksendung zu seinem in Brüssel stehenden Regiment. Dort geriet er 1724 mit dem Gouverneur Marquis de Prié in Zwist; als dieser ihn gefangen setzte, beleidigte er durch einen Brief Eugen von neuem. Nach Wien gesandt, wurde er seiner Würden entsetzt und über die Grenze gebracht. Zuerst blieb er in Venedig, ging aber 1729 nach Bosnien, wo er 1730 zum Islam übertrat und den Namen Ahmed annahm. In Konstantinopel bereitwillig aufgenommen, erhielt er den Befehl über ein von ihm errichtetes Bombardierkorps und den Rang eines Paschas von zwei Roßschweifen. Er entwickelte eine lebhafte Tätigkeit in Reformplänen für das türkische Heer und in politischen Ränken zur Herstellung insbes. eines französisch-türkischen Bundes gegen Österreich. Aber seine militärischen Vorschläge scheiterten an dem übeln Willen der Janitscharen und der mit diesen einverstandenen Militärbehörden, welche die mit den von ihm organisierten Truppen 1737 und 1738 versuchten Streifzüge verunglücken ließen; 1738 wurde er in Ungnade nach Kastamuni in Kleinasien verbannt. Nach sechs Monaten zurückberufen, sah er auch seine politischen Pläne durch die Trägheit des Diwans vereitelt. Die unter seinem Namen erschienenen »Mémoires« (Par. 1806) sind unecht. Vgl. Fürst von Ligny, Mémoire sur le comte de B. (Par. 1817); Vandal, Le pacha B. (das. 1885).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 3. Leipzig 1905, S. 207-208.
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