Cremer

[339] Cremer, 1) Jacobus Jan, niederländ. Novellist, geb. 1. Sept. 1827 in Arnheim, gest. 5. Juni 1880 im Haag, widmete sich anfangs der Malerkunst, vertauschte aber bald den Pinsel mit der Feder. Seinem Erstlingsroman »De lelie van 's Gravenhage« (1851) folgten allmählich die meisterhaften »Betuwsche novellen« (Leiden 1856, deutsch in Reclams Universal-Bibliothek), Dorfgeschichten aus Cremers Heimat (Landschaft Betuwe). Ausgezeichnet durch seine Beobachtung, kernige Sprache und herzlichen Humor, sind sie ohne Zweifel den schönsten Erzeugnissen der niederländischen Literatur beizuzählen. Außerdem veröffentlichte er einige größere Romane: »Daniel Sils« (1856), »Anna Rooze« (1867), »Dokter Helmonden zijn vrouw« (1869), »Hanna de freule« (1872) u. a., die auch Erfolg hatten, obwohl seine Eigenart mehr in seinen Dorfnovellen liegt. Weniger glückte es ihm mit seinen Schauspielen »Boeren edelman« (1864) und »Emma Bertholt« (1865). Ein Band »Gedichte« erschien 1873. Mehrere seiner Werke hat A. Glaser ins Deutsche übersetzt, so: »Niederländische Novellen« (Braunschw. 1867), »Doktor Helmond« (das. 1871), »Die Arbeiterprinzessin« (das. 1875). Eine Sammlung seiner »Romantische werken« erschien zuletzt in 12 Bänden (Leiden 1887–1888). Seine Biographie schrieb Janten Brink in »Geschiedenis der Noord-Nederlandsche letteren« (Amsterd. 1887–89).

2) Hermann, evangel. Theolog, geb. 18. Okt. 1834 zu Unna in Westfalen, studierte in Halle und Tübingen, wurde 1859 Pfarrer in Ostönnen bei Soest, 1870 ordentlicher Professor der Theologie zu Greifswald, seit 1886 Konsistorialrat. Er veröffentlichte das »Biblisch-theologische Wörterbuch der neutestamentlichen Gräzität« (Gotha 1866, 9. Aufl. 1902), »Die Fortdauer der Geistesgaben in der Kirche« (1890), »Das Wort vom Kreuz« (Predigten, 3. Aufl. 1900), »Zum Kampf um das Apostolikum« (Berl., 4. Aufl. 1893), »Aufgabe und Bedeutung der Predigt in der gegenwärtigen Krisis« (das., 2. Aufl. 1893), »Duell und Ehre« (1894), »Glaube, Schrift und Heilige Geschichte« (1896), »Die christliche Lehre von den Eigenschaften Gottes« (1697), »Wesen und Wirkungen der Taufgnade« (1899), »Wozu verpflichten uns die Gebetsverheißungen des Herrn?« (1899), »Unterweisung im Christentum« (2. Aufl. 1899), »Die paulinische Rechtfertigungslehre« (2. Aufl. 1900), »Weissagung und Wunder« (1960), »Die Befähigung zum geistlichen Amt« (Berl., 2. Aufl. 1900), »Über den Zustand nach dem Tode« (6. Aufl. 1900), »Taufe, Wiedergeburt[339] und Kindertaufe« (2. Aufl. 1901), »Das Wesen des Christentums« (3. Aufl. 1902), »Gethsemane« (1902), »Grundwahrheiten der christlichen Religion nach D. Seeberg« (1903), wo nichts andres bemerkt, sämtlich zu Gütersloh erschienen.

3) Christoph Joseph, deutscher Politiker, geb. 15. Juli 1840 in Bonn, gest. 5. Jan. 1898 in Schöneberg, studierte Philosophie und Geschichte, übernahm 1864 die Redaktion der »Kölnischen Handelszeitung« und, nachdem er 1866–68 in Bonn wieder Medizin studiert und sich dann längere Zeit in Frankreich aufgehalten hatte, 1870 die des »Westfälischen Merkur« in Münster. 1871–75 Mitredakteur der »Germania« in Berlin, wurde er 1875 in Köln fürs Abgeordnetenhaus gewählt und schloß sich dem Zentrum an. 1881 trat er für eine Einigung dieser Partei mit den Konservativen ein und ging bald ganz zu diesen über. Als deren Kandidat gehörte er 1882–93 wieder dem Landtag an. Er schrieb unter anderm: »Aus dem Karlistenlager« (Berl. 1875); »Die politische und soziale Bedeutung der vatikanischen Definition vom unfehlbaren Lehramte des römischen Papstes« (Kref. 1876); »Europa, Rußland und die orientalische Frage« (Berl. 1876).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 4. Leipzig 1906, S. 339-340.
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