Fazil Mustafa Pascha

[366] Fazil Mustafa Pascha, einer der Begründer der jungtürkischen Reformpartei, geb. in Ägypten als der dritte Sohn Ibrahim Paschas, Gouverneurs von Ägypten, und Bruder des 1895 verstorbenen Khedive Ismail Pascha, gest. 1875 im Ausland. Im Hause seines Vaters durch europäische Lehrer erzogen, kam Prinz F. 1846 nach Konstantinopel und ward hier mit dem Zivilrang eines Sanieh ins Bureau der Redaktion im Großwesirat aufgenommen. Wegen zu freier Kritik der türkischen Regierung verbannt, aber bald wieder begnadigt, wurde er 1851 als Ula 1. Klasse Mitglied des Staatsrats. Andauernd fortschrittlich gesinnt, suchte er westeuropäisch, namentlich französisch gebildete Kräfte in einflußreiche Stellungen zu bringen. 1857 zum Wesir ernannt, brachte er die Reformpartei (s. Jungtürken) zusammen, aus der ein Jahr später ein Reformrat mit offiziellem Charakter gebildet wurde. 1861 Minister ohne Portefeuille und 1862 Unterrichtsminister geworden, stieß er bei seinen Reorganisationen auf solchen Widerstand der alten Richtung, daß es seinen Gegnern gelang, ihn durch seine Ernennung zum Finanzminister (13. Nov. 1862) für sie ungefährlich zu machen; als solcher gab F. seine Demission. Drei Jahre später (1865) Präsident des neuen Finanzrats zur Verwaltung des Schatzes, hatte er sich auch in dieser Stellung keiner längern Wirksamkeit zu erfreuen. Nachdem er 1869 nochmals Minister ohne Portefeuille und etwas später Justizminister geworden war, ohne daß seine Reformbestrebungen von Erfolg gekrönt gewesen wären, ward er durch Drohungen und geheime Anschläge gezwungen, sich ins Ausland zu begeben. – Seine Tochter, die in Kairo lebende Prinzessin Nazli Hanum, unterhielt enge Beziehungen zur jungtürkischen Reformpartei.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 6. Leipzig 1906, S. 366.
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