Fokiën

[745] Fokiën (Fukiën, »glückliche Niederlassung«), chines. Provinz, der Insel Formosa gegenüber, begrenzt von der Formosastraße, von Tschekiang, Kiangsi und Kwangtung, 120,000 qkm mit 20–23 Mill. Einw. Die Provinz wird von einer Reihe niedriger Bergketten etwa SW. bis NO. durchzogen, von denen der Tayüschan und der Wuischan (Bohea) mit 2000 bis 3000 m Höhe die Grenze gegen Kiangsi bilden. Unter den zahlreichen Flüssen ist der 800 km lange Minkiang als Verkehrsader der bedeutendste, teilweise schiffbar ist auch der bei Amoy mündende Kiulungkiang. Das Klima ist heiß, aber gesund. Die Bewohner sind die besten Seeleute Chinas, kriegerisch (sie haben den Mandschu am längsten widerstanden) und bei der Volksdichte (170–190 auf 1 qkm) zur Auswanderung sehr geneigt; ein großer Teil der Chinesen Hinterindiens, der Sundainseln, Amerikas, Australiens kommt von hier. Es werden in F. verschiedene Dialekte gesprochen. Ebenen fehlen, die Berge sind aber bis hoch hinauf an gebaut und bewunderungswürdig bewässert. Unter den Bodenerzeugnissen steht der Tee obenan; ein großer Teil der Gesamtausfuhr schwarzen Tees nach England kommt von den berühmten Boheahügeln bei den Städten Kiënning und Schaowu. Sonstige Produkte sind Reis, Weizen, Gemüse, Früchte und namentlich Orangen, Tabak, Baumwolle, Zucker. Von Haustieren werden wesentlich nur Schweine und Geflügel gezogen. Bedeutend sind auch Seidenraupenzucht und Fischerei. Der Bergbau auf Gold und Silber ist verboten, doch werden Eisen, Quecksilber, Zinn und einige Edelsteine gewonnen; die angeblich gute und reichliche Kohle ist noch nicht in Angriff genommen. Die Industrie erzeugt Stoffe von Seide und Baumwolle, ausgezeichnete Leinwand, Papier, Zündhölzer, Bauholz, Glas, Stahl- und Eisenwaren; auch Schiffbau und Schifffahrt sind ansehnlich. Die vielen Kampferbäume werden noch nicht benutzt. Die Bewohner von F. führen ihre Landesprodukte selbst nach Japan, den Philippinen, Anam, Siam, Java und Sumatra aus. Hauptstadt ist Futschousu, das ebenso wie Amoy dem Fremdhandel geöffnet ist; der Fremdhandel beider Häfen betrug zusammen 1899 in der Einfuhr 16,609,873, in der Ausfuhr 7,344,128 Taels. Sonst sind wichtig Tschangtschou, Tsüantschou, Hsinghwa. An der Küste von F. lag vermutlich die von Marco Polo und arabischen Reisenden vielgerühmte reiche Handelsstadt Zaitun. S. Karte »China«.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 6. Leipzig 1906, S. 745.
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