Hammerstein [2]

[704] Hammerstein, 1) Otto, Graf von, Glied eines edlen fränkischen Geschlechts, dessen Stammburg H. am rechten Rheinufer unterhalb Andernach lag, hatte sich mit einer nahen Verwandten, Irmingard, vermählt. Die Kirche erklärte diese Ehe für unkanonisch, Otto fügte sich nicht und befehdete den Erzbischof Erkenbald von Mainz. Kaiser Heinrich II. belagerte 1020 die Burg und bezwang sie durch Hunger, der Graf zog mit Irmingard als Märtyrer treuer Liebe ins Elend. Ersterer unterwarf sich 1023 vor der Synode zu Mainz und gelobte Besserung; Irmingard aber, der Reichsacht und dem Bannfluch trotzend, wendete sich an Papst Benedikt VIII., der den Gatten schließlich das Zusammenleben gestattete. H. lebte fortan am Hof Kaiser Konrads II. und starb 1036. A. Wilbrandt hat diese Begebenheit in einem Trauerspiel: »Der Graf von H.«, behandelt.

2) Wilhelm, Freiherr von, deutscher Politiker, geb. 21. Febr. 1838 zu Ratzow in Mecklenburg-Schwerin, gest. 16. März 1904 in Charlottenburg, studierte Forstwissenschaft, stand 1860–63 als Forstmann in mecklenburgischem Dienste, bewirtschaftete dann die nach dem Tode seines Vaters ererbten Güter in Hinterpommern, kam 1876 in das preußische Abgeordnetenhaus, wo er sich den Altkonservativen anschloß, und 1881 in den Reichstag, wo er Führer der Deutschkonservativen wurde. Er vertrat das Zusammengehen dieser Partei mit dem Zentrum und stellte 1886 im Landtag den Antrag auf Befreiung der evangelischen Kirche von der staatlichen Vormundschaft, der aber auf Wunsch der Regierung nicht zur Verhandlung kam. Seit 1881 auch Chefredakteur der Neuen Preußischen (Kreuz-) Zeitung, wurde er 4. Juli 1895 als solcher suspendiert und legte 11. Nov. sein Reichstagsmandat nieder, nachdem er, tief verschuldet und durch anrüchigen Verkehr kompromittiert, öffentlich des Betrugs und der Wechselfälschung beschuldigt worden war. Steckbrieflich verfolgt, flüchtete er ins Ausland, ward in Athen verhaftet und 22. April 1896 zu 7 Jahren Zuchthaus und 5 Jahren Ehrverlust verurteilt.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 8. Leipzig 1907, S. 704.
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