Hastings [2]

[868] Hastings (spr. hēstings), 1) Warren, Generalgouverneur in Britisch-Ostindien, geb. 6. Dez. 1732 in der Grafschaft Oxford, gest. 22. Aug. 1818, erhielt 1750 eine Anstellung bei der Ostindischen Kompanie und war 1761–64 Mitglied des Rates in Kalkutta. 1764 nach England zurückgekehrt, verlor er sein Vermögen, trat deshalb wieder in die Dienste der Ostindischen Kompanie und wurde 1769 zum Mitglied der Regierung in Madras, 1772 zum Gouverneur von Bengalen und 1773 zum ersten Generalgouverneur von Ostindien ernannt. Zwölf Jahre lang herrschte er als solcher, vergrößerte und befestigte unter den schwierigsten Umständen die Macht der Kompanie, reformierte die Verwaltung und brachte die öffentlichen Einkünfte von 3 Mill. auf 5 Mill. Pfd. Sterl. Als sein Gönner, Lord North, aus dem Ministerium geschieden war, trat H. 1785 zurück und wurde von Burke vor dem Unterhaus angeklagt, in Ostindien mit tyrannischer Willkür gehandelt, unmäßige Geldsummen erpreßt und den Sturz mehrerer indischer Fürsten veranlaßt zu haben. Der Prozeß vor dem Oberhause begann 13. Febr. 1788; H. ward zwar 23. April 1795 freigesprochen, verlor indes durch die ungeheuern Prozeßkosten sein Vermögen. Er wurde durch eine ihm von der Kompanie bewilligte Pension von 4000 Pfd. Sterl. entschädigt, lebte seitdem in Zurückgezogenheit und ward im Mai 1814 vom Prinz-Regenten zum Mitglied des Geheimen Rats ernannt. Er schrieb: »Narrative of the late transaction at Benares« (Kalkutta 1782); »Review of the state of Bengal« (das. 1786); »The present state of the East Indies« (das. 1786); »Speech in the high court of justice in Westminsterhall« (Lond. 1791). Seine Korrespondenz mit Sir Stephen Lushington wurde 1795 herausgegeben. Seine Biographie schrieben Gleig (Lond. 1841, 3 Bde.), Macaulay in den »Essays«, Trotter (Lond. 1879, in kürzerer Fassung 1890), Sir Alfred Lyall (das. 1889), Matheson (das. 1894) und LawsonThe private life of W. H.«, das. 1895). Vgl. Bond, Speeches of the managers and counsel in the trial of W. H. (Lond. 1859–61, 4 Bde.); Forrest, The administration of W. H. (das. 1892); Wattendorff, Ein englischer Konquistador des 18. Jahrhunderts (Hamm 1900); Biovès, Les Anglais dans l'Inde: W. H. (Par, 1904).

2) Francis Rawdon, Marquis von, brit. Feldherr und Staatsmann, geb. 9. Dez. 1754, gest. 28. Nov. 1826 in Bajä bei Neapel, studierte in Oxford, diente im Kriege gegen die amerikanischen Kolonien und ward 1778 Oberstleutnant und Generaladjutant der britischen Streitkräfte in Amerika. 1783 wurde er zum Baron Rawdon erhoben und erbte 1793 von seinem Vater den Titel eines Grafen von Moira. Während der Kriege mit Frankreich ward er 1803 General, 1806 Generalfeldzeugmeister. 1813 wurde er zum Generalgouverneur von Ostindien ernannt, besiegte die Pindari, die Mahratthen und die Gebirgsvölker von Nepal und wurde 1817 zum Marquis von H. erhoben. 1823 kehrte er nach England zurück, wo er wegen seiner Verwaltung in Ostindien ohne Erfolg angegriffen ward, und war von 1824 an Gouverneur von Malta. Vgl. Prinsep, History of India during the administration of the marquis of H. (Lond. 1825); »The private journal of the marquess of H.« (hrsg. von seiner Tochter, der Marquise von Bute, 1858, 2 Bde.).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 8. Leipzig 1907, S. 868.
Lizenz:
Faksimiles:
Kategorien: