Kaulbars

[782] Kaulbars, 1) Nikolai, Baron von, russ. General, geb. 3. Juni 1842 in Petersburg, baltischer Abkunft, ward 1868 Generalstabsoffizier, studierte 1875–76 in Berlin die deutschen Militärverhältnisse, war 1877–78 im türkischen Kriege Stabschef einer Gardedivision, darauf Mitglied der Grenzkommission zur Regelung der montenegrinischen Grenze und wurde 1881 russischer Militärbevollmächtigter in Wien. Nach der Abdankung des Fürsten Alexander von Bulgarien war K. im Oktober 1886 nach Sofia geschickt, um die bulgarischen Verhältnisse in russischem Interesse zu ordnen. Sein schroffes Auftreten hatte nicht den erwünschten Erfolg. 1889 wurde er Generalstabschef des 6. Korps in Warschau, 1891 des Militärbezirks Finnland und 1899 Mitglied des wissenschaftlichen Ausschusses des Hauptstabes in St. Petersburg. K. gab die ersten russischen Karten von Südamerika, Australien und Afrika heraus; er schrieb Berichte über die deutsche und die österreichische Armee (in franz. Übersetzung: »Les armées de la Triple Alliance. L'armée austro-hongroise«, Par. 1893).

2) Alexander von, russ. Reisender und General, Bruder des vorigen, geb. 1844 in St. Petersburg, nahm 1869–72 den Tiënschan auf und wurde dann als Stabsoffizier nach Kaschgar gesandt, um mit Jakub Beg zu unterhandeln. 1873 war K. Mitglied der Amu Darja-Expedition unter Oberst Gluchowski, seine Aufnahme des alten Oxusbettes erschien in den »Sapiski« der Geographischen Gesellschaft (Petersb. 1881 u. 1887). Nach dem Kriege 1877–78 gehörte er der Kommission für die neue Demarkationslinie Serbiens an und war von Juli 1882 bis September 1883 Kriegsminister in Bulgarien. 1894 wurde K. Kommandeur der 15. Kavalleriedivision in Plozk, 1897 Kommandeur des neugebildeten zweiten Kavalleriekorps im westlichen Rußland. 1900 als Chef des 2. sibirischen Armeekorps in China verwendet, wurde er 1904 Oberkommandierender des Odessaer Militärbezirks, im November d. J. Befehlshaber der 3. und 28. März 1905 der 2. mandschurischen Armee. Er schrieb (russ.): »Materialien zur Kenntnis des Tiënschan« in den »Mitteilungen der Geographischen Gesellschaft« (Petersb. 1874); »Die vorgeschobenen Eskadrone in der russischen Kavallerie« (2. Ausg. 1882).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 10. Leipzig 1907, S. 782.
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