Lindenau [2]

[567] Lindenau, Bernhard August von, sächs. Staatsmann und Astronom, geb. 11. Juni 1779 in Altenburg, gest. daselbst 21. Mai 1854, studierte die Rechte und Kameralwissenschaft, ward 1798 Assessor im Kammerkollegium zu Altenburg und 1801 Kammerrat, trieb daneben mathematische und astronomische Studien und war 1804–17 mit Beibehaltung seines Amtes in Altenburg Direktor der Sternwarte auf dem [567] Seeberg bei Gotha. 1812 bereiste er Holland, Frankreich, einen Teil Spaniens und Italien; folgte im März 1814 dem Großherzog Karl August von Weimar, der ihn zum Oberstleutnant und Generaladjutanten ernannte, nach Paris, trat 1815 in seine frühere Stellung in Altenburg zurück, wurde 1817 Vizepräsident der dortigen Kammer, 1818 Vizelandschaftsdirektor und 1820 Geheimrat und Minister in Gotha. Nach dem Tode des Herzogs Friedrich IV. (1825) trat L. 1827 als Geheimrat in königlich sächsische Dienste, wurde Gesandter beim Bundestag, 1829 aber Direktor der Kommerziendeputation, Mitglied des Geheimratskollegiums sowie Oberaufseher der königlichen Museen. In den Septembertagen 1830 zum Kabinettsminister befördert, half er wesentlich bei Schaffung der sächsischen Verfassung vom 4. Sept. 1831 und übernahm das Ministerium des Innern, gab es wegen Kränklichkeit 1834 ab und hatte fortan als Staatsminister ohne Departement nur noch die Direktion der Straf- und Versorgungsanstalten, der Akademie der Künste sowie die Oberaufsicht über die königliche Bibliothek und die Sammlungen, die durch ihn eine gänzliche Umgestaltung erfuhren. Nach dem Landtag von 1843 zog er sich auf sein Gut Pohlhof bei Altenburg zurück und saß in der deutschen Nationalversammlung. Seine wertvollen Kunstsammlungen mit dem eigens dazu erbauten Museum sowie seine Bibliothek vermachte er dem Land; auch bestimmte er einen Teil seines Vermögens zur Unterstützung junger Künstler und Techniker, gering besoldeter Geistlichen und Lehrer. Von Lindenaus astronomischen Schriften sind hervorzuheben: »Tabulae Veneris« (Gotha 1810); »Tabulae Martis« (Eisenb. 1811); »investigatio nova orbitae a Mercurio circa sol em descriptae« (Gotha 1813); »Versuch einer neuen Bestimmung der Nutations- und Aberrationskonstanten« (Berl. 1842). Er setzte Zachs »Monatliche Korrespondenz der Erd- und Himmelskunde« (1807–14) fort und gab mit Bohnenberger die »Zeitschrift für Astronomie« (Tübing. 1816–18, 6 Bde.) heraus. Vgl. v. Ebart, Bernhard August v. L. (Gotha 1896); Procksch, Freiherr v. L. als Kunstfreund (Altenb. 1899).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 12. Leipzig 1908, S. 567-568.
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