Pará [2]

[412] Pará (Grão Para), Staat Brasiliens (s. Karte »Brasilien«), beiderseits des Amazonenstroms, zwischen 4°20´ nördl. bis 8° südl. Br. und 50°46´-62°40´ östl. L., begrenzt von Guayana und den brasilischen Staaten Amazonas, Mato Grosso, Goyaz und Maranhão, 1,149,712 qkm groß. Die Alluvialebene des Amazonas nimmt den größten Teil des Staates ein; jedoch begleitet die aus horizontalen Mergel-, Ton- und Sandsteinschichten gebildete Serra de Ereré (bis 280 m hoch) das Nordufer des Stromes, im N. treten die Ausläufer der Tumuc-Humac-Berge und das Acaraygebirge (1250 m) in den Staat ein, der im S. von der Serra des Graudaus durchschnitten wird. Der Amazonenstrom nimmt den Tapajoz und Xingú von S. auf und steht durch mehrere Kanäle mit dem Rio P. (dem untern Tokantins) in Verbindung. Grenzflüsse sind der kataraktenreiche Oyapoc und der Gurupy. Das Innere besteht fast ganz aus Urwäldern, im O. kommen ausgedehntere Campos vor. Das Klima wird an der Küste durch regelmäßige Ost- und Nordostwinde gemildert, in der Stadt P. schwankt die mittlere Temperatur zwischen 25,7 und 28,15°. Flora und Fauna sind die Brasiliens (s. d.) überhaupt. Die Bevölkerung betrug 1890: 328,455 Seelen (nur 0,3 auf 1 qkm). das indianische Element überwiegt. Die weißen Nachkommen der meist den Kleinhandel betreibenden Portugiesen sowie die als Großhändler auftretenden Engländer und Amerikaner nebst einigen Franzosen und Deutschen leben in den wenigen Städten. Die Neger leben meist in der Nähe der Küste. Landbau und Viehzucht sind vernachlässigt, Fischerei und Schildkrötenfang sind an der Küste von Bedeutung. Die geringe Industrie (Lichtegießerei, Schneidemühlen, Werften und Werkstätten der Dampfschiffahrtsgesellschaften) beschränkt sich auf die Hauptstadt. Die Ausfuhr besteht im wesentlichen nur in Kautschuk, Kakao, Paránüssen u. Rehhäuten. Den Handel erleichtern die schiffbaren Flüsse, namentlich der von zwei Dampfschiffsgesellschaften befahrene Amazonas und der Tocantins. Die einzige, aber sehr schlechte Fahrstraße ist die von Pará nach Bragança (171 km). Von Telegraphenlinien besteht nur das die Stadt P. mit Maranhão und Pernambuco verbindende Kabel. Vgl. Katzer, Grundzüge der Geologie des untern Amazonasgebietes (des Staates P., Leipz. 1903); Zani, Al Parà, Maranhão e Ceará (Mail. 1903).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 15. Leipzig 1908, S. 412.
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