Ries [3]

[923] Ries, Name einer Musikerfamilie, deren Stammvater Franz Anton (geb. 10. Nov. 1755 in Bonn, gest. 1. Nov. 1846 daselbst) in der Bonner kurfürstlichen Kapelle neben Beethoven, B. Romberg u. a. eine geachtete Stellung als Violinist einnahm. Söhne:

1) Ferdinand, Klavierspieler und Komponist, geb. 28. Nov. 1784 in Bonn, gest. 13. Jan. 1838 in Frankfurt a. M., vollendete seine Ausbildung in München und Wien, war 1801–05 Beethovens Schüler und lebte nach längern Kunstreisen 1813–1823 in London, zog sich, in den Besitz eines ansehnlichen Vermögens gelangt, nach Godesberg zurück, wurde 1834 städtischer Kapellmeister in Aachen, siedelte aber schon nach zwei Jahren nach Frankfurt a. M. über, wo er die Leitung des Cäcilienvereins übernahm. Seine zahlreichen Kompositionen (Opern, Symphonien, Oratorien, Konzerte, Kammermusik) haben sich nicht lebensfähig erwiesen. Seine Erinnerungen an Beethoven legte er nieder in dem mit Wegeler verfaßten Werke »Biographische Notizen über Ludwig v. Beethoven« (Koblenz 1838).

2) Hubert, Bruder des vorigen, Violinspieler, geb. 1. April 1802 in Bonn, gest. 14. Sept. 1886 in Berlin, erhielt seine Ausbildung durch seinen Vater sowie später in Kassel durch Spohr und Hauptmann, wurde 1824 am Königsstädtischen Theater in Berlin als Orchesterdirigent angestellt, trat 1825 in die königliche Kapelle ein und veranstaltete seit 1833 Quartettabende. 1836 wurde er zum königlichen Konzertmeister und 1839 zum Mitglied der Akademie der Künste ernannt. 1872 trat er in den Ruhestand. Seine »Violinschule für den ersten Unterricht« (auch englisch), seine »Violinstudien in mäßiger Schwierigkeit« sowie die.»Zwölf Violinstudien in Form von Konzertstücken« sind Arbeiten von bleibendem Werte. – Von seinen Söhnen nehmen die ältern, Louis, geb. 30. Jan. 1830 in Berlin, und Adolf, geb. 20. Dez. 1837 daselbst, der eine als Violinist, der andre als Klavierspieler, in London hochgeachtete Stellungen ein; der jüngste, Franz, geb. 7. April 1846 in Berlin, bildete sich unter Leitung seines Vaters und auf dem Pariser Konservatorium unter Massart zum Violinisten aus, mußte jedoch nach kurzer Künstlerlaufbahn eines Nervenleidens wegen seinen Beruf aufgeben, ließ sich 1875 als Musikalienhändler in Dresden nieder und lebt seit 1884 als Mitbesitzer der Firma »R. u. Erler« in Berlin. Von seinen Kompositionen haben namentlich zwei Suiten für Violine und Lieder Verbreitung gefunden.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 16. Leipzig 1908, S. 923.
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