Rochlitz [1]

[39] Rochlitz, 1) Amtshauptstadt in der sächs. Kreish. Leipzig, an der Zwickauer Mulde, Knotenpunkt der Staatsbahnlinien Glauchau-Wurzen, R.-Penig und R.-Waldheim, 170 m ü. M., hat 2 evang. Kirchen (darunter die gotische Kunigundenkirche), ein altes Schloß, ein Lehrerseminar, eine Realschule mit Progymnasium, eine landwirtschaftliche Winterschule, eine Handelslehranstalt, Musikschule, Amtsgericht, Weberei, Maschinen-, Papierspulen-, Spielkarten-, Schuh- und Zigarrenfabrikation und (1905) 6258 meist evang. Einwohner. Unmittelbar südwestlich dabei der isoliert stehende, 349 m hohe Rochlitzer Berg mit Aussichtsturm und Porphyrsteinbrüchen. – R., schon im 10. Jahrh. eine Burg in der Mark Merseburg, wird um 1009 (bei Thietmar) als Stadt erwähnt, fiel 1143 an Konrad von Wettin und war 1156–1210 Sitz einer Meißener Nebenlinie. 1350 wurde Friedrich der Strenge mit der Grafschaft R. von Karl IV. belehnt. 1289 ward hier ein Vergleich zwischen Albrecht dem Entarteten und seinen Söhnen, 1. Juni 1403 aber ein Erbfolgevertrag zwischen den Landgrafen Balthasar und Wilhelm von Thüringen abgeschlossen. Johann Georg IV. schenkte die Stadt seiner Geliebten, der vom [39] Kaiser zur Reichsgräfin von R. erhobenen Magdalene Sibylle v. Neidschütz. R. ist Geburtsort des lutherischen Theologen Johann Mathesius, dem hier 1904 ein Denkmal errichtet wurde. Vgl. Stieglitz, Über die Kirche der heil. Kunigunde zu R. (Leipz. 1829); Bode, Chronik der Stadt R. (Rochlitz 1867); »Mitteilungen des Vereins für Rochlitzer Geschichte« (das. 1896 ff.); Lorenz, Geschichte des Rochlitzer Tuchmacherhandwerks (das. 1906). – 2) (Ober- und Nieder-R.) Marktflecken in Böhmen, Bezirksh. Starkenbach, an der Iser und der Staatsbahnlinie Starkenbach-R., am Südabhang des Riesengebirges gelegen, Sitz eines Bezirksgerichts, hat eine schöne Kirche, ein neues Rathaus, eine Fachschule für Weberei, bedeutende Baumwollweberei, Bleicherei, Holzstoffabrikation, Bierbrauerei, Mühlen und Brettsägen und (1900) 5145 (als Gemeinde 6949) deutsche Einwohner. R. ist als Sommerfrische und Touristenstation sehr besucht.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 17. Leipzig 1909, S. 39-40.
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