Schensi

[738] Schensi, Provinz im nordwestlichen China (s. Karte »China und Japan«), grenzt im N. an das Land der Ordos (s. d.), von diesem durch die Große chinesische Mauer getrennt; im O. durch den meridionalen Lauf des Hwangho an Schansi, weiter südlich an Honan; im Süden an Hupe und Sz'tschwan, im W. an Kansu, 195,000 qkm groß; die Einwohnerzahl wird sehr verschieden zwischen 3 und 8 Mill. geschätzt. Das Gebiet wird durch das Gebirge Tsinlingschan (s. d.) in einen nördlichen und einen südlichen Teil geschieden, deren Verhältnisse in jeder Beziehung höchst abweichend sind. Das nördliche S. ist ein Teil des Nordchinesischen Tafellandes (s. China, S. 35) und besteht hauptsächlich aus Schichten der Steinkohlenformation, die von Löß (s. d.) überschüttet sind. Der Tsinlingschan, der hier im Tapaischan 3350 m erreicht, ist rauh und schwer übersteiglich. Das südliche S. ist größtenteils gebirgig und bietet der Kultur und der Besiedelung nur in dem vom Hankiang durchflossenen Becken von Hantschung die günstigsten Verhältnisse. Das Klima ist im N. für den Anbau von Reis, Tee sowie für Seidenraupenzucht zu kalt. Die bedeutendsten Flüsse sind für das nördliche S. der am Nordrand des Tsinlingschan entlang zum Hwangho fließende und an dessen scharfer Umbiegung mündende Weiho, im südlichen S. der Oberlauf des zum Yangtsekiang strömenden Hankiang. Die Ausdehnung der Kohlenlager im nördlichen S. ist außerordentlich groß, doch ist ihre Ausbeutung mit der in Schansi (s. d.) nicht zu vergleichen, auch wohl weniger aussichtsvoll, weil die Verkehrsverhältnisse nach der Großen Ebene und dem Meere hin noch schwieriger sind. Erwähnt werden ferner Lager von Gold, deren Ausnutzung trotz angeblichen Reichtums verboten ist. Zinnober, Blei, Marmor etc.; im südlichen S. wird treffliches Eisen gewonnen. Der nördliche Teil der Provinz ist, wenn nicht große Dürre eintritt, eine der ergiebigsten Ackerbaugegenden Chinas und erzeugt viel Weizen, Gerste, Mais, Mohn, Gemüse, Baumwolle, Rhabarber, Tabak, Hanf, Farbpflanzen etc.; auch steht die Zucht von Pferden, Rindvieh, Geflügel und Bienen in Blüte. Die Industrie liefert namentlich Wollenstoffe, Teppiche und Papier. Das untere Tal des Wei-Flusses ist das für die alte Geschichte des Chinesischen Reiches bedeutsamste Gebiet, und die hier gelegene Hauptstadt Singanfu (s. d.) ist lange die Residenz mächtiger Kaiser gewesen.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 17. Leipzig 1909, S. 738.
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