Schneeschuhe

[922] Schneeschuhe, Vorrichtungen, die gestatten, hohen Schnee ohne einzusinken leicht zu passieren.

Fig. 1. Kanadischer Schneeschuh.
Fig. 1. Kanadischer Schneeschuh.

Hierher gehören die Schneereifen der Alpenländer (mit Schnüren durchflochtene Holzreifen), die ähnlichen ovalen norwegischen Trug er mit Drahtgeflecht und besonders die Kanadischen S. (Fig. 1), die von den Indianern Nordamerikas erdacht, namentlich für jagdliche Zwecke Verwendung finden (1 m lange, breite, nach vorn aufgebogene Holzrahmen mit zwei Querleisten versteift und mit Streifen aus Tierhäuten kunstvoll ausgeflochten).

Fig. 2. Norwegische Schneeschuh. Ansicht von oben und von der Seite.
Fig. 2. Norwegische Schneeschuh. Ansicht von oben und von der Seite.

Letztere werden auch in deutschen Gebirgen benutzt. Wichtiger sind die langen, schmalen, aus einer eigenartig gebogenen Holzschiene bestehenden S. (Ski), die aus Norwegen stammen (Fig. 2). Von diesen gibt es eine ganze Anzahl Typen, z. B. Dal-, Lappen-, Finnen-, Telemarktyp. Letzterer ist der für Deutschland geeignetste. Die Güte der S. ist sehr verschieden und liegt in der Qualität des Holzes und in der Art der Bearbeitung. Die besten Holzarten sind Esche, Buche, Birke, die schlechtesten Fichte und Kiefer. Ein guter Schneeschuh muß zäh, glatt und leicht sein, dabei trotz großer Widerstandsfähigkeit eine gewisse Elastizität besitzen.

Fig. 3. Lappenbindung.
Fig. 3. Lappenbindung.

Die Länge der Holzschiene schwankt nach dem Gewicht des Schneeschuhläufers zwischen 2–2,5 m. Die Bindung der S. muß so fest mit dem Fuß des Läufers verbunden werden, daß der Schneeschuh jeder Bewegung des Fußes unbedingt folgt, anderseits muß die Bindung wieder derart lose sein, daß die zum Laufen notwendige Auf- und Abwärtsbewegung nicht behindert ist.

Fig. 4. Lenksohlenbindung.
Fig. 4. Lenksohlenbindung.

Die besten Bindungen sind die Lappenbindung und die Lenksohlenbindung (Fig. 3 u. 4). Bei ersterer erfolgt die Beherrschung des Schneeschuhes durch den vordern Teil des Fußes, während bei letzterer der Ferse mehr die Fähigkeit gegeben wird, intensiv auf den Lauf des Schneeschuhes einzuwirken. Die Lappenbindung ist mehr eine Tourenbindung, die andre kann als Sportbindung bezeichnet werden. Man bewegt sich auf den zuerst genannten Schneeschuhen wie beim gewöhnlichen Gehen, auf dem Ski aber, indem man die S. parallel nebeneinander herschiebt und dabei einen Stab benutzt, der aber wesentlich nur das Bremsen und Lenken unterstützen soll. Der Ski ist seit einigen Jahren auch in Deutschland eingeführt, und das Schneeschuhlaufen gestaltet sich immer mehr zu einem Volkssport aus. Es haben sich eine große Anzahl Schneeschuhklubs, in denen auch vielfach Damen als Mitglieder sind, gebildet. Alljährlich werden in den einzelnen Gebirgsgegenden, z. B. Riesengebirge, Vogesen, Schwarzwald, Thüringer Wald, Harz, Wettläufe veranstaltet. Für alpine Touren haben sich die S. vorzüglich bewährt. In manchen Gebirgsgegenden wird der Turnunterricht im Winter durch Schneeschuhübungen ersetzt und der Weg zur Schule von Knaben und Mädchen auf Schneeschuhen zurückgelegt. Ebenso werden von einigen Jägerbataillonen militärische Übungen auf Schneeschuhen abgehalten. Im Post- und Forstwesen findet der Schneeschuh als Verkehrsmittel die weiteste Verbreitung. Vgl. M. Schneider, Katechismus des Wintersports (Leipz. 1894) und Schneeschuh und Schlitten (Berl. 1905); Zdarsky, Alpine Skilauftechnik (2. Aufl., Hamb. 1903); v. Wangenheim, Die norwegischen S. (2. Aufl., das. 1894); Blab, Anleitung zur Erlernung des Schneeschuhlaufens (Münch. 1895); Paulcke, Der Skilauf (3. Aufl., Freiburg 1905); Hoek und Richardson, Der Ski und seine sportliche Benutzung (Münch. 1906); »Skiführer für das bayrische Hochland« (2. Aufl., das. 1906); Biendl und Radio-Radiis, Skitouren in den. Ostalpen (Wien 1906, 3 Bde.). Vgl. auch Leibesübungen 11). – Für militärische Zwecke findet der Schneeschuh in vielen Heeren Verwendung. Bei tiefem Schnee, wenn Mann und Pferd nur langsam und mit Mühe vorwärts kommen, übernehmen die Skiläufer, gute Ausbildung und praktische, leichte Ausrüstung vorausgesetzt, den Aufklärungs- und Meldedienst (auch durch Skirelais), das schnelle Besetzen und Halten wichtiger Punkte bis zum Eintreffen weiterer [922] Kräfte, die Verfolgung des zurückgehenden Feindes, wobei die Leichtigkeit ihrer Bewegung querfeldein und ihr geräuschloses Vorwärtskommen besonders vorteilhaft sind. Im deutschen, österreichischen und schweizerischen Heere sind schon seit längerer Zeit Skiübungen mit sehr bedeutenden Leistungen durchgeführt worden. In Italien hat jede Alpenkompanie drei Skiläufer, in Frankreich sind 1905 regelmäßige Skiübungen angeordnet worden. Norwegen verwendet Skiläufer im Heer schon seit Anfang des 18. Jahrh. Vgl. Stavenhagen, Verkehrs-, Beobachtungs- und Nachrichtenmittel in militärischer Beleuchtung (2. Aufl., Götting. 1905).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 17. Leipzig 1909, S. 922-923.
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