Apelles

[593] Apelles, I. Staatsmänner: 1) A., Vormund, dann Minister des Königs Philippos III. von Macedonien, wegen fortgesetzter Cabalen nebst seinem Sohne 218 v. Chr. getödtet; 2) A., 181 v. Chr. von Philippos nebst Philokles nach Rom geschickt, wo er zum Verderben des Demetrios, um dem Perseus zu dienen, den Secretär des Flamininus bestach u. dessen Siegel mißbrauchte; II. Künstler u. Gelehrte: 3) A., geb. zu Ephesos, nach And. zu Kos od. Kolophon, lebte in der 1. Hälfte des 4. Jahrh. vor Chr., Schüler des Ephoros, dann des Pamphilos in Sikyon; er lebte u. malte eine Zeitlang in Macedonien am Hofe des Philippos u. Alexander, welcher Letztere sich von A. allein malen ließ, ging dann über Rhodos, Kos u. Alexandrien nach Ephesos zurück u. st. zu Kos, als er an einer Aphrodite arbeitete. Am höchsten stand er in Hinsicht auf die Grazie in Zeichnung, Colorit (er war einer der 4 Maler, die nur mit 4 Farben malten) u. Beleuchtung. Hauptbilder von ihm waren: Aphrodite Anadyomene, eine Artemis unter opfernden Jungfrauen, ein Dianenpriester, Hercules, eine Heldenfigur, Alexander mit dem Donnerkeil zu Ephesos im Dianentempel etc.; von seinen Schriften sind, wie von seinen Werken, keine erhalten. Von ihm werden mehrere Anekdoten erzählt; z.B. belauschte er, hinter einem seiner Gemälde verborgen, das Urtheil der Vorübergehenden; als ein Schuster die Schuhe einer Figur verzeichnet fand, verbesserte A. diesen Fehler, als derselbe aber wiederkehrend die ganze Figur tadelte, sprang er hervor u. verwieß ihm dieß, als über seine Kenntniß gehend; daher die Sprichwörter: ne sutor ultra crepidam (d.i. Schuster bleib bei deinem Leisten), u. Apelles post tabŭlam (d.i. A. hinter dem Gemälde, der Horcher an der Wand). Sein Wettstreit mit Protogenes bestand darin, daß die beiden Meister wetteifernd über gezogene seine Linien immer feinere mit andrer Farbe zogen; A. erhielt den Preis; 4) A. von Askalon, Tragiker, Caligulas Günstling, von ihm aber, wegen verweigerter Schmeichelei, grausam getödtet. III. Heilige u. Geistliche; 5) St. A., einer der 70 Schüler Jesu u. Bischof zu Heraklea; 6) Syrer, im 2. Jahrh. Lehrer in Rom, Schüler Marcions, ging nach Alexandria, von da wieder nach Rom u. verbreitete nun seine von der Kirche verdammte Lehre. Er war ein gnostischer Dualist u. Gegner des jüdischen Gesetzes, das er, nach Marcious Vorgang, vom Demiurg herleitete. Christo legte er nur einen Scheinkörper bei, der sich bei der Himmelfahrt in Luft aufgelöst habe; auch läugnete er die Auferstehung. Seine Geliebte Philumene gab er für eine Prophetin aus. Seine Anhänger hießen Apelliten (Apellianer, Apellejaner, Apellionaristen).

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 1. Altenburg 1857, S. 593.
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