Bonnet [2]

[75] Bonnet, die Familie stammt aus Frankreich, aber in Folge der Bedrückungen, welche die Protestanten im 16. Jahrh. erfuhren, namentlich nach der Pariser Bluthochzeit, wanderten mehrere Mitglieder derselben aus u. wendeten sich nach Genf, England u. Deutschland. 1) Theophil., geb. 1620 in Genf, war Arzt hier u. st. 1689; er schr.: Anatomia practica, 1679, 2 Bde., worin er zuerst die pathologische Anatomie behandelte. 2) Pierre, geb. 1638 in Paris, st. 1708 zu Versailles, Arzt der Herzogin von Burgund, nannte sich nach dem Tode seines Oheims, des Abbé Bourdelet, Bonnet-Bourdelet. Mit diesem hatte er 2 Werke bearbeitet, die nach seinem Tode sein Bruder, Jacques B., herausgab. Hist. de la musique et des ses effets, Par. 1715, 2 Bde., u.ö., u. Hist. gén. de la danse sacrée et profane, ebd. 1723. 3) Charles de B., geb. 13. März 1720 in Genf, ausgezeichneter Naturforscher, war 1752–68 Mitglied des Großen Raths in Genf, lebte dann meist auf seinem Gute Genthod am Genfer See, wo er 20. Mai 1793 st. Er schr. über die Fortpflanzung der Blattläuse ohne Begattung, über die Wiedererzeugung der Würmer des süßen Wassers, das Athmen der Insecten, die Structur des Bandwurms; Traité d'insectologie, Par. 1741, 2 Bde. (deutsch von Götze, Halle 1773); Recherches sur l'usage des feuilles dans les plantes, Gött. 1754 (deutsch von Arnold, Nürnb. 1762,[75] von Bart u. von Gatterer herausgeg., Ulm 1803); Essai de psychologie, Lond. 1754 (deutsch von Dohm, Lemgo 1773); Essai analyt. sur les facultés de l'âme, Kopenh. 1760 (übersetzt von, Schütz, Brem. 1770); Considérations sur les corps organisés, Genf 1762 (n. A. 1776), 2 Bde. (deutsch von Götze, Lemgo 1775); Contemplation de la nature, Amst. 1764, 2 Bde. (deutsch von Titius, Lpz. 1766 u.ö.); Palingénésie philo. sophique, Genf 1769, 2 Thle. (2. Thl. deutsch von Lavater, Zür. 1771, als Philosophische Untersuhungen der Beweise für das Christenthum, wodurch dieser Moses Mendelssohn zum Christenthum bekehren wollte); Werke, Neuschat. 1773–83, 8 Bde., u. in 16 Bdn. (deutsch Lpz. 1785); Lebensbeschreibung von Trembley, französisch Bern 1794, deutsch Halle 1795. 4) Gisbert, geb. 1723 in Naarden, studirte in Utrecht Theologie, war erst Prediger in Amersfort, Rotterdam u. im Haag u. zuletzt seit 1761 Professor der Theologie in Utrecht, wo er 1805 starb. Er gehört zu den namhaftesten reformirten Theologen des 18. Jahrh. in Holland u. wirkte bes. sehr wohlthätig auf die Verbesserung der Predigtmethode in seinem Vaterlande (er selbst war ein berühmter Prediger); er schr.: Über die kirchliche Toleranz, Utr. 1770; Erklärung des Predigers Salomo, Commentar über den Brief an die Hebräer; Leerredenen (Predigten), 4. Samml., Utr. 1774–1792. 5) Graf B., vor der Revolution gemeiner Soldat, stieg während derselben bald zum Offizier u. Generaladjutanten, wurde 1794 Brigadegeneral, diente als solcher in der Sambre- u. Maasarmee u. wurde 1802 Divisionsgeneral; 1808 nach Spanien geschickt, zeichnete er sich dort bes. 1809 sehr aus, schlug Ballesteros u. Marquesite, siegte 1811 bei Villa Franca u. bezwang Asturien; 1813 war er als Divisionsführer bei Lützen u. Bautzen, wurde 1814 Commandant von Dünkirchen, erhielt 1815 nach der Rückkehr des Königs die 1. Militärdivision, die er jedoch bald wieder verlor. 6) Louis Ferdinand, geb. 1760 in Paris, Advocat, berühmt durch seine Vertheidigungen Moreaus, Louvels u. A.; 1826 Rath am Cassationshose. Eine Auswahl seiner Reden im 8. Bde. der Annales du barreau franç. 7) Jules, Sohn des Vor., ebenfalls Advocat; übersetzte Mackenzies Werke, 1826, 6 Bde.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 3. Altenburg 1857, S. 75-76.
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