Catel

[762] Catel, 1) Guillaume de C., geb. 1560 in Toulouse u. gest. 1626 daselbst als Parlamentsrath; er schr.: Hist. des comtes de Tolose, Toul. 1623; Mém. de l'hist. de Languedoc, ebd. 1633. 2) Samuel Heinrich, geb. 1758 in Halberstadt, war Professor der Griechischen Sprache am Französischen Gymnasium u. Prediger in Berlin; übersetzte den Tibullus, Lpz. 1780; Bion, Moschus, Anakreon u. Sappho in Versen, Berl. 1787; Lafontaine's Fabeln, ebd. 1791–94, 4 Thle.; gab das Nouveau dictionnaire de poche, Braunschw. 1796 u. 1800, 2 Thle; Dictionnaire de l'acad. franc., Berl. 1800 f., 2 Bde., u. m. a. heraus. 3) Charles Simon, geb. 1771 in l'Aigle im Waadtlande, kam früh nach Paris, wurde 1790 Accompagnateur bei der Großen Oper u. 1802 Professor am Conservatoire der Musik. In der Revolution setzte er für die Nationalgarde Märsche u.a. Militärmusik u. zu den Nationalfesten die meisten Gesänge mit Begleitung von Harmoniemusik, die seitdem durch ihn vorzüglich in Aufnahme kam. Er wurde 1810 zum Aufseher des Conservatoire ernannt, zog sich aber 1814 zurück u. st. 1830. Er schr.: Traité d'harmonie, Par. 1796. Seine vielen Opern, z.B. Semiramis (1802); Les Bayaderes (1810); L'auberge de Bagnères, ausgezeichnet durch schönen Fluß der Melodie u. Reinheit der Harmonie, wurden ihrer Zeit auch in Deutschland (z.B. Die vornehmen Wirthe) häufig gegeben. 4) Ludwig Friedrich, geb. 1776 in Berlin aus einer französischen Emigrantenfamilie, widmete sich der Baukunst, ging nach der Schweiz u. 1798 nach Paris; 1799 kehrte er nach Berlin zurück u. errichtete hier 1804 eine Fabrik in Stuck musivisch eingelegter Arbeiten; er war beim Ausbau des Weimarischen Schlosses beschäftigt, liefecte zur inneren Ausschmückung des Schlosses in Braunschweig 1809 die Stuckarbeiten, bereiste 1811 u. 1812 Italien, wurde 1814 Mitbegründer des Berliner Künstlervereins u. st. 1819. Er schr.: Versuche zur Verbesserung der Schauspielhäuser, Berl. 1802; Über die zweckmäßige Organisation des Bauwesens in einem Staate, ebd. 1808; Grundzüge einer Theorie der Bauart protestantischer Kirchen, ebd. 1815; Theorie der Vertheidigungs- u. Befestigungskunst eines Landes, ebd. 1815; Die Heizung mit Wasserdämpfen, ebd. 1817; Darstellung eines Schauspielhauses, ebd. 1818. 5) Franz, Bruder des Vor., geb. 1778 in Berlin, beschäftigte sich Anfangs mit Illustriren von Taschenbüchern u. Prachtausgaben, zeichnete u.a. die 10 Illustrationen zu Goethes Hermann[762] u. Dorothea vom Jahre 1799, malte dann in Aquarell u. Öl u. nachdem er die Schweiz bereist hatte, ging er 1807 mit seinem Bruder nach Paris, von da nach Italien u. kam 1812 nach Rom, wo er von den dortigen deutschen Künstlern, Overbeck, Schadow, Cornelius, eine große Anregung zu künstlerischem Schaffen erhielt. Er versuchte sich sowohl im Genre wie in der Hist orte, wandte sich aber mit Vorliebe der Landschaftsmalerei zu. Von Rom aus reiste er mit dem Fürsten Gatyzin 1818 nach Sicilien, wo er eine Anzahl neuer Motive zu Landschaftsbildern sammelte; 1840 durchreiste er Frankreich, England, die Niederlande u. Deutschland, wurde Mitglied der Akademie der Künste in Berlin u. st. im Decbr. 1856 in Rom. Er hinterließ ein bedeutendes Vermögen, welches er großentheils zur Unterstützung unbemittelter Künstler bestimmte. Die geschätztesten Bilder von ihm sind: Die Ermordung des Nikolaus von Bernau (in Wasserfarben); Die Auferstehung Christi (in der Louisenkirche zu Charlottenburg); ferner an Landschaftsbildern, in denen er der modernen klassischen Richtung folgte u. sich durch poetische Auffassung der Natur auszeichnete: Ansichten von Palermo, Amalfi, von der Grotte Arethusa, ein Sonnenuntergang bei Neapel, ein Seesturm, sämmtlich in der neuen Pinakothek zu München; die Colonnaden der St. Peterskirche im Mondschein, ein Sturm am Ätna, Ansicht der Via Appia, der Krater des Vesuv, Ruinen von Pästum, die Villa des Mäcenas. Von seinen zahlreichen Genrebildern, meist mit landschaftlicher Staffage u. das Volks- u. Familienleben der Gegenden, denen sie entnommen sind, charakterisirend, ist bemerkenswerth: Rene's Abschied von der Heimath (nach Chateaubriand's Atala).

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 3. Altenburg 1857, S. 762-763.
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