Delorme

[821] Delorme (spr. Delorm), 1) Philibert, geb. zu Aufang des 16. Jahrh. in Lyon, Baumeister u. einer der Wiederhersteller des guten Geschmacks in Frankreich, bes. tüchtig in der Construction; studirte früh nach den Antiken in Rom, kam 1536 nach Lyon zurück u. wurde bald darauf vom Cardinal du Belly an den Hof Heinrichs II. nach Paris berufen; dort wurde ihm die Ausführung der meisten größeren Bauten für den König übertragen; so baute er das Rondel zu Fontainebleau u. die Schlösser von Anet u. Meudon, das Grabmal der Valois bei der Kirche St. Denis, entwarf für Katharina von Medici die Pläne zum Palast der Tuilerien, welche jedoch unter Louis XV. durch Leveau u. Dorbay bedeutende Veränderungen erlitten. Er führte nur einen Theil des Baues gegen das Louvre hin aus, doch blieb davon auch nur Einiges erhalten, Anderes wurde später durch Neubauten ersetzt. Für seine Arbeit schenkte ihm Katharina die Einkünfte der Abteien S. Eloi de Noyon u. S. Serge d'Angers. Er war auch Groß-Almosenier des Königs u. Gouverneur der Tuilerien u. st. 1577. Er schr.: Oeu vres d'architecture, Par. 1626, Rouen 1648. 2) Marion, geb. um 1612 bei Chalons sur Marne; sie fesselte durch Schönheit Cinq Mars, später Richelieu u. Condé, so daß sie dadurch eine politische Bedeutung gewann. In ihren Salons hielt selbst die Fronde oft ihre Versammlungen. Dem Verhaft, welchen Mazarin beabsichtigte, entging sie durch freiwilligen Tod. Die Sage erzählt, ihr Tod sei nur fingirt gewesen, sie selbst sei nach England geflohen, habe daselbst geheirathet, sei bald Wittwe geworden u. mit ihrem Vermögen nach Frankreich zurückgekehrt, sei dann unterwegs Räubern in die Hände gefallen u. habe den Hauptmann gebelrathet, der bald darauf gestorben sei. Still u. eingezogen habe sie nun 30 Jahre in Marais verlebt u. sei 1706, nach And. erst 1741 gestorben. Victor Hugo nahm sie zum Sujet eines historischen Dramas. 3) Pierre Claude François, geb. 1783 in Paris, Historienmaler, Schüler Girodets, bildete sich später in Rom; trat nach seiner Rückkehr zuerst 1810 mit dem Tode Abels u. dem Tode Leanders (gestochen von Langier) auf. Im Palais Luxemburg ist von ihm Cephalus, von der Aurora entführt, u. Hector, den Paris der Weichlichkeit beschuldigend, in Notre Dame de Lorette malte er 1838 das Kuppelgemälde, die Versetzung der Santa Casa darstellend.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 4. Altenburg 1858, S. 821.
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