Gail [2]

[843] Gail (spr. Gehl), 1) Jean Baptiste, geb. 1755 in Paris; wurde 1791 Professor der Griechischen Sprache am Collège de France, dann Conservator an der königlichen Bibliothek u. st. daselbst 1829. Er ist Wiederhersteller der Griechischen Literatur in Frankreich; übersetzte den Theokrit, Par 1792–94, 2 Bde.; Die Todtengespräche Lucians, ebd. 1780–84; Auszüge aus Lucian u. Xenophon, ebd. 1786, 2 Bde.; gab heraus: Theokrit, Bion, Moschus, Anakreon, Thukydides, Homer (griech., franz. u. lat., 1801, 7 Bde.); Herodot (1823, 2 Bde.); Discours grecs choisis de divers orateurs, ebd. 1788, u. schr.: Nouvelle gram maire grecque, ebd. 1799; Essai sur l'effet etc. dès désinences grecques, lat., franç. etc., ebd 1808; Essai sur les prépositions grecques, ebd. 1821; Le philoloque, 1814–18, 22 Bde.; Geographie d' Hérodote, 1823, 2 Bde. 2) Sophie, geborene Garre, Gattin des Vorigen, geb. 1776 in Melun, entwickelte früh ihre musikalischen Talente als Claviervirtuosin u. ließ bereits 1790 einige Compositionen für Pianoforte erscheinen. heirathete 1794 den Vorigen, trennte sich jedoch wieder von ihm, da ihre Ehe nicht glücklich war, u. warf sich mit erneutem Eifer auf das musikalische Studium. Nachdem sie mit ihten Romanzen großen Erfolg gehabt hatte, wandte sie sich 1813 der Oper zu; sie trat auch selbst als Sängerin in Frankreich u. 1816 in England auf, gab 1818 gemeinsam mit der Catalani Concerte u. st. 1819 in Paris. Sie schr. die Opern: Les deux jaloux, Mad. de Launay à la Bastille, Angela, La mèprise, La sérénade. 3) Wilhelm, geb. 1804 in München, bildete sich seit 1817 auf der dortigen [843] Akademie zum Landschafts- u. Architekturmaler, später unter der Leitung von P. Heß, ging 1825 nach Italien u. brachte von dort 1827 viele Skizzen zurück, welche er zum Theil in Öl, zum Theil lithographisch ausführte. Seit 1830, wo er Frankreich bereiste, widmete er sich vorzugsweise der Architekturmalerei; zwei Jahre später begab er sich nach Spanien u. ließ sich 1833 dauernd in München nieder. Von seinen sehr geschätzten Ölgemälden sind die bekanntesten: Der Corridor des Dogenpalastes in Venedig; Löwenhof der Alhambra; Ruine des Klosters S. Juan de los Reyes in Toledo; Das Innere eines Klosterhofes (in der Kunsthalle zu Karlsruhe); S. Lazaro de Armani zu Venedig u. das Innere eines Saales im Dogenpalaste (letztere beide in der Münchener Pinakothek). Er gab 2 Collectionen Lithographien heraus, unter dem Titel: Erinnerungen an Florenz, Rom u. Neapel, Münch. 1827, u. Erinnerungen an Spanien, Münch. 1837; auch hat er mehrere Blätter selbst radirt, so den Löwenhof der Alhambra, u.a.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 6. Altenburg 1858, S. 843-844.
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