Lemnos

[265] Lemnos, 1) Insel im nördlichen Theile des Ägäischen Meeres, war 6 QM. groß, sehr bergig u. ganz von vulkanischem Charakter, der hohe Mosyehlos in Osten war in alter Zeit Vulkan; es gab heiße Quellen; Producte: Getreide, Baumwolle, Öl, Seide; bes. bekannt war die Lemnische Erde (s. Siegelerde). Öftern Erdbeben ausgesetzt, war sie zum Theil unbewohnt. Sie hatte nur zwei Städte, Myrina auf der Westküste (jetzt Paleokastro) u. Hephästias (jetzt Dorf Rapanidi) an der Nordwestspitze, u. einen Hafen. Jetzt ist L. (Lemno, Stalimene) Insel im Ejalet Dschesair (Europäische Türkei), 71/2 QM. groß, im Osten gebirgig, früher wahrscheinlich vulkanisch; hat 2 Häfen (St. Antonio u. Paradiso), durch welche sie in zwei Halbinseln getheilt wird, welche durch eine 3/4 Stunde breite Landenge verbunden sind, auf der Ostseite wegen der Sandbänke unzugänglich; Vorgebirge: Paleokastro, Stala, Kudja u.a., wenig Bewässerung, heiße Quelle (am Berge Therma); der südliche u. westliche Theil bringt Getreide, Wein, Südfrüchte, Baumwolle, etwas Öl, kein Holz. Von hier kommt die Siegelerde (s.d.), welche unter besonderen Feierlichkeiten gegraben u. auf Rechnung der türkischen Regierung verkauft wird; 8000 Ew., meist Griechen, welche sich mit Gewinn von Seide, mit Baumwollenweberei, Fischerei u. Schifffahrt beschäftigen. L. war dem Hephästos geheiligt, der, vom Zeus aus dem Olymp geschleudert, hier niedergefallen sein soll. Die Bewohner waren Sintier. Zur Zeit des Argonautenzugs regierte hier die Königin Hypsipyle u. alle Männer waren von ihren Weibern getödtet worden (s.u. Hypsipyle); die hier landenden Argonauten ließen Nachkommen zurück (s.u. Argonautenzug). Im Trojanischen Kriege war L. Hauptstation der Griechen, namentlich lebte Philoktetes (s.d.) hier. Nach den Sintiern kamen Pelasger aus Attika hierher u. bemächtigten sich der Insel; von den Persern unterworfen, wurde sie erst durch die Unternehmungen des Miltiades frei. L. blieb von nun an unter der Herrschaft Athens, kam in der Folge unter die Macedonier u. endlich au die Römer; vgl. Rhode, Res Lemnicae, Berl. 1829; 1. Juli 1808 Seesieg der Russen über die Türken, s.u. Türken; 2) Hauptstadt der Insel auf der Westküste, sonst Myrina; hat griechischen Bischof, 3 griechische Kirchen, Fort, Hafen, Werfte; 2000 Ew.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 10. Altenburg 1860, S. 265.
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