Limes

[382] Limes (lat.), 1) Grenze, Quergang durch die römischen Filiale von Osten nach Westen; daher 2) L. imperii romani, die befestigte Grenz- u. Vertheidigungslinie der Römer in Deutschland vom Niederrhein bis zur Donau. Dieselbe war gegen 70 deutsche Meilen lang u. ging von der Nähe von Kehlheim an der Donau aus; sie bestand hier in einer Steinmauer, Hadriani vallum, jetzt Teufelsmauer od. Pfahlrain genannt u. noch 3- 4 Fuß über der Erde sichtbar, hatte in[382] der Entfernung von 1/2 Stunde runde Thürme u. zog sich in einem flachen Bogen westlich bis Pfahlheim bei Ellwangen im Württembergischen, von da weiter, jetzt Teufelshecke genannt u. mehr od. weniger unterbrochen, in derselben Richtung bis Lorch im Württembergischen; von hier fast nördlich als 6 u. mehr Schritte breiter, bis 10 Fuß hoher, Capellatium palas genannter, jetzt an mehren Orten verschwundener Damm auf Jaxthausen zu bis zum Spessart u. Odenwalde; darauf folgte in norbwestlicher Richtung eine Linie einzelner Kastelle u. Schanzen bis in die Nähe von Obernburg im baierischen Kreise Unterfranken, wo sich dann die Werke an den Main anschlossen; hierauf begann in der Grafschaft Nidda in Oberhessen wieder die Fortsetzung als ein zusammenhängender, durch starke Pfähle verbundener, 10–12 Fuß hoher Erdwall auf einer Grundlage von Steinen, der sich von Rupertshausen weiter durch das Hessische, Nassauische u. die preußische Rheinprovinz bis Rhein-Breitbach in der Nähe von Bonn fortzog, jetzt der Pfahlod. Pohlgraben heißt u. bes. noch in Wäldern u. auf Bergen wohlerhalten ist. Zu dieser weitläufigen Befestigung der römischen Agri decumates in Germanien, deren militärische Besetzung Limitanei milites hießen, hat vielleicht Drusus durch die auf dem Taunus angelegten Werke den Anfang gemacht; sie wurden dann von Tiberius u. den folgenden Kaisern fortgesetzt u. scheinen von Trajan mit einander in Verbindung gesetzt u. von Hadrian verstärkt worden zu sein. Bis zu Anfang des 3. Jahrh. hielten sie auch die Einfälle der Germanen ab, aber seit Alexander Severus brachen die Alemannen durch, u. obgleich die Kaiser Postumus, Lollianus u. Probus sie wieder herstellten, versagten sie doch seit Ende des 3. Jahrh. den Römern den Dienst. Auf u. neben diesem L., welcher in neuester Zeit vielfach Gegenstand der antiquarischen Forschung geworden ist, finden sich zahlreiche Erinnerungen aus der römischen Vorzeit; 3) im Mittelalter Name der Marken gegen die feindlichen Nachbarn, z.B. L. danicus, L. hispanicus etc., bes. L. saxonicus (Litus saxonicum), im 4. u. 5. Jahrh. die Küsten in Britannien u. dem gegenüberliegenden Gallien, weil an ihnen die Kaiser gegen die Sachsen besondere Truppen halten mußten.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 10. Altenburg 1860, S. 382-383.
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