Pochwerk

[223] Pochwerk, Maschine, in welcher gewisse Stoffe durch senkrecht niederfallende schwere Körper (Stampfen) zerkleinert werden. Das P. dient zum Zerstampfen der Ölfrucht in Ölmühlen, zum Zerkleinern der Baumrinde in Lohmühlen u. der Kieselsteine in Blaufarbenwerken u. Porzellanfabriken, zum Zerstoßen u. Mengen der Bestandtheile des Schießpulvers in Pulvermühlen, bes. zum Zerpochen der Erze u. Schlacken in Gruben- u. Hüttenwerken. Im P. ist eine horizontale Daumenwelle (Pochwelle) u. hebt die Stampfen (Pochstempel), welche beim Niederfallen das Erz in einem Behältniß (Pochtrog) zerkleinern. Die Höhe, auf welche die Stempel gehoben werden (Hub), schwankt zwischen 6–20 Zoll. Die Pochwelle wird von einem Wasserrade direct in Umdrehung versetzt u. hebt gewöhnlich eine größere Anzahl Stempel in regelmäßiger Aufeinanderfolge, u. zwar jeden Stempel bei jeder Umdrehung drei- bis viermal, Demgemäß sind die aus der Welle vorstehenden Heblinge od. Hebedaumen auf der Welle entsprechend zu vertheilen. Von den Heblingen werden die Stempel erfaßt u. gehoben, indem sich die Heblinge gegen einen ähnlichen Vorsprung (Däumling od. Knagge) anlegen; zur Verminderung der Reibung zwischen Däumling u. Hebling versieht man ersteren mit einer kleinen Rolle, auf welche dann der Hebling wirkt od. der Stempel wird geschlitzt, so daß der Hebling auf eine kleine Rolle im Schlitze wirkt u. so den Stempel vertical aufwärts hebt; durch den Wegfall eines Seitenschubes ist hier die Reibung am kleinsten. Die Heblinge werden nach der Kreisevolvente gekrümmt. Jeder Stempel wiegt 125–175 Pfund[223] u. ist unten mit einem parallelepipedischen 75–125 Pfund schweren Pocheisen beschuhet, welches mit einem pyramidalen Zapfen od. Kiel in den von eisernen Ringen (Pochringen) umschlossenen Stempel hineinragt u. befestigt wird. Beim Pochen der Zinnerze wird statt des Pocheisens ein harter Stein an den Stempel befestigt. Die Stempel in den Pulvermühlen sind nur mit einem messingenen Ringe beschlagen u. wiegen nur 60–70 Pfd. Die Däumlinge an den Stempeln sind bisweilen so eingelocht, daß sie höher od. niedriger gekielt werden können, um den Stempeln für das zähere Erz einen höheren Hub zu geben. Das ganze P. erhält ein festes Fundament durch einen Schwellrost, welcher ringsum von festgestampfter Erde umgeben ist. Mit dem Fundamente ist das Gerüst des P-s, der Pochstuhl, fest verbunden, indem seine Grundschwelle auf den durch Pfahlschwellen verbundenen Querschwellen ruht u. in letztere eingelassen ist. In die Grundschwelle (Pochklotz) sind die senkrechten Pochsäulen eingezapft, u. diese sind, damit die Stempel beim Heben nicht zur Seite geschoben werden können, durch die querüberlaufenden Scheidelatten (Pochladen, Pochleitungen) unter einander verbunden. Die eigentliche Führung der Stempel bilden aber die zwischen die Stempel u. Laden eingesetzten Streichklammern einerseits u. andererseits die Scheide- od. Streichlatten (Pochriegel), welche zwischen die Stempel eingesetzt werden, um zu verhindern, daß dieselben an einander streifen. Die Pochsäulen sind es ferner, welche das ganze Gerüste unterstützen u. den Pochtrog in zwei od. drei Abtheilungen (Pochkasten) theilen; jede Abtheilung enthält 3– 5 Stempel, welche zusammen einen Satz bilden. Zwischen den Pochsäulen werden ferner Pfosten befestigt, welche die Seitenwände des Pochtrogs bilden (Pochwände); sie sind bisweilen auf der innern Seite mit Eisenblech beschlagen. Bei den Trockenpochwerken besteht die etwas abhängige Sohle des Pochtroges (Pochsohle), aus einem Stück Holz, auf welchem ein Stück gegossenes od. geschmiedetes Eisen, auch wohl ein fester Stein liegt; bei Naßpochwerken ist der Trog bis zur Sohle mit dem zu pochenden Erze gefüllt. Um das Erz unter die Stempel zu bringen, dient eine hinter denselben angebrachte Vorrichtung; sie besteht aus einem Rumpf, Rolle (Pochrolle), in welchen das Erz geschüttet wird, u. an deren Boden eine Rinne (Pochrinne) angebracht ist, welche das Erz in den Pochtrog leitet. Eine neben dem einen Stempel angebrachte Stange (Rollstange) erschüttert das Rollgerinne, so oft dieser Stempel, der Unterschürer od. Erzstempel, niederfällt u. mit einem Vorsprunge, dem Klopfer, auf die Rollstange trifft. Ein zweiter Stempel des Satzes heißt der Pocher od. Mittelstempel, der Austräger, Auspoch-, Austrage- od. Blechstempel. Durch das Trockenpochen werden reichere Erze zerstoßen, um sie entweder unmittelbar dem Schmelzprocesse zu übergeben, od. durch die sogenannte Satzwäsche weiter zu concentriren. Damit das Erz bei der Arbeit nicht herausspringe, werden Breter (Pochlaschen) auf den Trog gestellt. Das gepochte Erz wird mit einem besondern Werkzeug (Einziehkratze) aus dem Troge genommen u. gesiebt, wo nun das ganze Klare Pochmehl, die größeren Stücke Pochkerne heißen. Zu diesem Durchsieben hat man ein Siebwerk; es besteht in einem Drahtsieb (Durchfallsieb, Durchfallgatter) u. einem darunter befindlichen Kasten; das Sieb wird von der Pochwelle aus beständig bewegt. Oder man trennt das Grobe von dem Klaren, bisweilen unter Mitwirkung von Wasser, auf dem Durchwurf (Durchschlag), einem länglichen Drahtgitter in einem hölzernen Rahmen, welches beim Gebrauch schief gestellt wird, um das gepochte Erz darauf zu werfen u. das Klare von dem Groben zu scheiden; das Daraufwerfen des Erzes verrichtet der Durchlaßtrecker, das Wegnehmen des durchgeworfenen Erzes der Durchlasser; Durchlaßgraben, ein horizontaler, 10–12 Fuß langer, 18 Zoll breiter u. 2 Fuß tiefer Schlämmgraben (Schlammsumpf), zur Bearbeitung des zähen Erzschlammes (Schlämmen), Durchlaßgefälle, Durchlaßzunge, Durchlaßkratze u. Durchlaßschlamm; Durchlaßsiebe, in den tyroler Bergwerken sechs Siebe mit Maschen von verschiedener Größe, durch welche die Erze in sechs Sorten abgetheilt werden. Beim Naßpochen, welches Sigismund von Maltiz 1507 erfand u. zuerst in Dippoldiswalde u. Altenberg anwendete, werden die ärmeren Erze (Pochgänge) unter Zutritt von Wasser zu Pochschlamm zerpocht, welcher auf den Herden weiter concentrirt wird. Das Wasser (Pochwasser) wird von der Seite durch Röhren in den Pochtrog geleitet u. führt das klar gepochte Erz (Pochschlich, Pochsatz, nasser Schlich) durch das Austragloch mit fort; an diesem Loch ist das Vorsetzblech (Blechbret), ein Sieb von Messingdrath, befestigt. Von dem Wasser wird der Schlich aus allen drei Abtheilungen des Pochtrogs durch aus Pfosten zusammengeschlagene Kanäle (Mehlführung, Pochgerinne, Pochgraben), mit einem geringen Gefälle (Pochgefälle) in ein gemeinschaftliches Behältniß (Sumpf) geführt; in der Mehlführung u. dem Sumpfe setzt sich erst das gröbere od. rösche, dann das feinere od. zähe Pochmehl ab; von den gewonnenen Pochschlämmen heißt der gröbste Häuptel, dann folgt der Mittelschlamm, endlich der Sumpfschlamm; sie werden auf den Herden weiter bearbeitet (s. Waschwerk). Ehemals pochte man die Erze mit einem schweren Hammer in einem vertieften Klotze. Die geschwornen Aufseher bei einem P. heißen Pochgeschworne; das Gebäude, in welchem sich ein P. befindet, Pochhaus; Pochknecht (Erzpocher) wird der Bergmann genannt, welcher bei dem Naßpochen die Pochgänge in die Pochrolle karrt od. bei dem Trockenpochen unterschürt u. durchwirst, auch überhaupt auf das Pochgezeug Acht hat; Pochsteiger ist der Bergmann, welcher über die Arbeiter beim P. die Aufsicht hat; Pochverwalter ist ein Beamter, welcher die Aufsicht über das aus den Bergwerken ins P. gebrachte Erz, so wie über das in dem P. nöthige Geräthe hat.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 13. Altenburg 1861, S. 223-224.
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