Rücken [1]

[419] Rücken, 1) (Dorsum), der hintere (bei Thieren der obere) Theil des Rumpfes; kann seiner knöchernen Grundlage nach als der Grundtheil der Bildung des ganzen Körpers angesehen werden, an[419] welchen sich dann oberwärts auf dem Halse der Kopf ansetzt, abwärts das Becken sich anfügt, welches den untern Extremitäten ihre Befestigungsstellen darbietet, u. hinterwärts selbst in die Rückenbildung eingeht, indem zugleich der Länge nach vorwärts sich Theile ansetzen, welche die Brust- u. Bauchhöhle wesentlich bilden u. an denen dann die oberen Extremitäten ihren Ansatz haben. Bei den meisten Vierfüßlern, auch bei mehrern Thieren anderer Klassen, läuft der R. noch in einen schmalen Endtheil (Schwanz) aus, u. bei den tieferen Thierklassen, denen eigene Extremitäten verliehen sind, setzen sich auch wohl mehr als zwei Extremitäten an. Der menschliche R. zeichnet sich vor dem der Vierfüßler bes. durch seine Breite aus. Schon bei Affen läuft der R. in seinem Mitteltheil mehr od. minder kantig aus. Die Überlegenheit des Durchmessers von hinten nach vorn über den Seitendurchmesser wird bes. in der Klasse der Fische zu einer ansehnlichen, in deren meisten Ordnungen der Körper in seiner ganzen Länge auf beiden Seiten abgeplattet sich zeigt; doch haben auch Thiere anderer Ordnungen, wie Schildkröten, Krebse, Käfer u. m., einen verhältnißmäßig breiten R. Die Grenzen des R-s sind oberwärts am bestimmtesten, wo nämlich der R. von dem Nacken anhebt. Den Haupttheil bildet von hier an, bis zum Becken herab, die Reihe der Rücken- u. Lendenwirbel. Von dem Becken gehört hier das Kreuzbein mit zu demselben. Äußerlich kann man etwa die Mitte des Sitzfleisches als das Ende des R-s betrachten; seitwärts muß man Alles zum R. rechnen, was noch nicht vorwaltend umgekrümmt ist, sondern mehr platt sich darstellt. Diese Umkrümmung geht oberwärts von den Rippen aus; unterwärts entspricht diese Krümmung dem obern Beckenrand in dem vorwärts sich einkrümmenden Hüftbeinkamme. In dem Mitteltheil des R-s, seiner Länge nach, sind bes. die Dornfortsätze der Rücken- u. Lendenwirbel in ihrer Aufeinanderfolge fühlbar u. bei magern Personen auch sichtbar. Seitwärts bilden nach oben die Rippen, jede in ihrer weitesten Hervorragung, von welcher dann ihre Umkrümmung vorwärts anhebt, die Grundlage des R-s. In dem Zwischenraume an diesen Stellen zu den hervorragenden Dornfortsätzen der Brustwirbel liegen die Schulterblätter auf, welche, mit ihren Muskeln die Tiefe ausfüllend, die meist ebene Flächen bilden, welche der R. hier zeigt. Die noch tiefern Aushöhlungen, bes. unterhalb, werden von den Rückenmuskeln polsterartig ausgefüllt. Auch in der Lendengegend bilden ebenfalls die Rückenmuskeln die Grundlage des R-s; 2) der hintere od. obere Theil an Körpertheilen; so unterscheidet man: Fuß-, Hand-, Nasen-, Schulterblattrücken, R. des männlichen Gliedes; 3) bei Pflanzen, s. Dorsum 3); 4) so v.w. Bergrücken; 5) der obere Theil eines Deiches, einer Sandbank, eines gewölbt gepflasterten Weges, einer Chaussee etc.; 6) das Flötz macht einen R., wenn es 1–10 Fuß steigt od. fällt; in den Schieferbergwerken setzen von diesem R. bisweilen Kobaltgänge ab, welche dann Kobaltsrücken heißen; 7) bei Laufgräben das Erdreich, welches der Brustwehr entgegen liegt; 8) der erhabene Theil eines in der Mitte hoch aufgetriebenen Ackerbeetes, auch ein solches Beet selbst; 9) bei den meisten schneidenden Werkzeugen, Flintensteinen u. Keilen die der Schneide od. Kante entgegengesetzte meist verdickte od. verstärkte Seite; 10) langer Haufen, in welchen das Heu auf den diesen zusammengeschoben wird: 11) wenn Tuch so zusammengelegt ist, daß die beiden Salleisten auf einander liegen, die den Salleisten entgegengesetzte Seite; 12) der Theil eines Buches, wo die Blätter zusammengeheftet sind; 13) bei einem Wechsel die hintere Seite, auf welcher indossirt wird; 14) bei einem Kamin die hintere Wand, an welche das Holz gelehnt wird; 15) (Schifsb.), die erhabene Stelle jeder Aufbugt.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 14. Altenburg 1862, S. 419-420.
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